Dequin: Anhang I

Anhang I (Dequin): Zusammenschau gnostischer Vorstellungen

Apokryphon des Jo­han­­nes (AJ), Hypostase der Archonten (HA), Vom Ursprung der Welt (UW) Umm al-Kitāb

(nach Halm, Gnosis)

Kitāb al-Aẓilla

(nach Halm, Gnosis)

Lehre Manis

(Texte aus „Die Gnosis“)

An höchster Stelle Die Einheit, da sie kein Ein­zig­ursprung ist, über dem kein anderer Ursprung exis­tiert, ist Gott und Vater des Alls … er ist der Geist … Es ist nicht richtig, ihn als ei­nen Gott zu denken, denn er ist mehr als ein Gott … Er betrachtet sich selbst in sei­nem eigenen Licht, das ihn umgibt, nämlich die Quel­le lebendigen Wassers, das Licht voll Reinheit … Das ist die Fünfheit der Äonen des Vaters, die der erste Mensch ist, das Bild des Unsichtbaren. Das ist Barbelo mit dem Denken (En­noia) und der Vorer­kenntnis und der Unver­gäng­lichkeit und dem ewi­gen Leben. Das ist die mann­­­­­­weibliche Fünfheit, die die Zehnheit der Äonen – das nämlich ist der Vater – des ungezeugten Vaters ist … Das vierte Licht ist Eleleth, den er über den vierten Äon einsetzte (AJ)

Oben, in grenzenlosen Äo­nen, ist die Unvergäng­lichkeit. (HA) Eleleth: „Ich bin die Klugheit. Ich bin einer von vier Lichtgebern, die vor dem großen unsicht­baren Geist stehen.“ (HA)

 

Unser Herr und Schöpfer ist sowohl im Himmel als auch auf der Erde … Bevor es noch den Himmel, die Erde oder sonst ein Geschöpf gab, waren da fünf „alte“ (prä­existente) Lichter in fünf Farben gleich dem Regen­bogen; aus deren Fun­keln ging, gleich einer Son­ne, Luft hervor, so daß (so weit) auch Himmel und Er­de ist, diese sublime Luft (vor­handen) war. Die fünf Lichter standen in dieser Luft, und für alle Zeit er­schien aus ihrer Mitte das Alleräußerste Licht (nur-e ghājet ol-ghājāt) wie eine Lichtgestalt. Die fünf Farben wa­ren deren Glieder (ǧa­wā­reḥ): Gehör, Gesicht, Ge­­ruch, Geschmack und Spra­­che. Diese fünf Lichter sind die, die die Menschen Mu­ḥam­mad, ʿAlī, Fāṭima, Ḥa­san und Ḥusain nennen; so daß sie also aus nichts her­vorgekommen sind; zur Be­stä­tigung von seinem Wort (Koran 112, 1-4): „Sag, Er ist Gott, ein Einziger, Gott der souveräne. Er hat weder Kinder gezeugt, noch ist er gezeugt worden. Und keiner kann sich mit ihm messen“. So also kreisen diese fünf Lichter auf dem göttlichen Thron zu Häupten der Gläubigen. (S. 145)

 

Gott der Erhabene hat das Licht vor der Finsternis er­schaffen und das Gute vor dem Bösen, das Paradies vor dem Höllenfeuer, das Erbar­men vor der Strafe, den Adam vor dem Teufel, die Schatten vor den Schemen, die Schemen vor den Geis­tern und die Geister vor den Körpern, die Körper vor dem Tod, den Tod vor dem Vergehen, das Ver­gehen vor den Gestaltungen, diese vor der Auferweckung, die Auf­er­weckung vor der Auf­erstehung, die Aufer­steh­ung vor der Vergeltung, diese vor der Reue, diese wiede­rum vor der Versammlung, und die Versammlung schuf er, bevor die Erde und der Himmel in etwas ganz an­deres umgewandelt werden und Gott, der Einzige und Allmächtige, erscheinen wird. (S. 247) Vor der Entstehung des Him­­mels und der Erde und all dessen, was in ihnen ist, gab es zwei Naturen, eine gute und eine andere, schlech­te. Jene gute Natur ruh­te im Lande des Lichts und (Mani) nennt sie Vater der Größe. Weiter sagt er: Außerhalb von ihm waren fünf Wohnstätten, der Nus, das Denken, die Einsicht, der Gedanke, die Über­legung. Die böse Natur aber nennt er König der Fin­ster­nis. Weiter sagt er: Er lebte in seinem finsteren Lande in seinen fünf Welten, der Welt des Rauches, der Welt des Feuers, der Welt des Win­­des, der Welt des Was­sers und der Welt der Fins­ternis. (Theodor bar Koni, Liber scholiorum)

 

Das Reich des Lichtes be­stand aus fünf Größen.

Das sind der Vater und sei­ne zwölf Äonen und die Äo­nen der Äonen.

Die lebendige Luft, das Land des Lichtes.

In denen der große Geist weht,

sie nährend mit seinem Licht.

(Psalm 223-koptisch)

 

Ursprung der Archonten (Planeten-Götter) Als sie (die Sophia) wegen der geschlechtlichen Macht, die in ihr war, heraus­schwoll, konnte ihr Gedan­ke nicht unwirksam bleiben, und ihr Werk kam hervor … Sie gab ihm den Namen Jaldabaoth. Das ist der erste Herrscher … Da befahl er, daß sieben Könige über die Himmel herrschten und fünf über den Abgrund und die Unterwelt. (AJ)

Die Pistis Sophia wollte oh­ne ihren Gefährten etwas voll­bringen. Es entstand ein Schatten unterhalb des Vor­hangs. Er wurde zu einem anmaßenden Ungeheuer (Sa­­­ma­el = Jaldabaoth). Jener Archont erschuf sich, da er androgyn ist, einen großen Äon … und sieben Kinder, androgyn wie ihr Vater. Ein feuriger Engel band Jalda­baoth und warf ihn in den Tartaros unterhalb des Ab­grunds. (HA)

Bāqir sprach: „Da ist zuerst der Vorhang der Urewig­keit, der über dem weißen Mee­re und der Gestalt des Erhabenen Königs ist; Mu­ḥam­mad, ʿAlī, Fāṭima, Ḥa­san und Ḥusain sind die Glieder dieses Dīwāns“ … Unter dieser weißen Kuppel ist ein rubinroter Vorhang … ein weiterer Vorhang von der Farbe des Feuers … von der Farbe des Karneols … von der Farbe grünen Smaragds … von der Farbe der Sonne … von der Farbe des Mondes … von der Farbe des Lapislazuli …

(S. 149 ff.)

 

Die Himmel – das waren Salmān, Miqdād, Bā Zarr, ‚Ammār, Ǧondob, Horaira und Komail (Anmerkung: In der Traditionsliteratur An­hänger ʿAlīs).   (S. 171)

Dann sprach der Erhabene König – groß ist seine Ma­jestät! – zu Salmān-o-Qodrat: „Salmān, Du bist meine Pforte (bāb) und mein Buch – der Koran ist das Wort Gottes – und Du bist meine rechte Hand … Diese Ungläubigen … aus all denen mach Berge, Fel­sen, Wüsten und Flüsse, er­schaffe Tiere, Bestien und Vö­gel aus Ihnen! Du, der Du Salmān bist, zusammen mit Miqdād, Bā Zarr, ‚Ammār, Ǧondob, Horaira und Komail – erschaffet aus ihnen die sieben Erdteile! (S. 172)

Das erste, was Gott schuf, war das schattenwerfende Licht. Danach zerteilte er es in mehrere (sieben) Schatten.

(S. 247)

Der Ausruf Er (Jaldabaoth) sah aber die Schöpfung unter ihm und die Schar der Engel unter ihm, die aus ihm entstanden waren, und er sprach: „Ich bin ein eifersüchtiger Gott, und es gibt keinen anderen Gott außer mir (AJ)

Samael sagt: „Ich bin Gott, es gibt keinen anderen außer mir“ (HA)

 

Da wandte sich der Erha­bene König ihnen zu und sprach: „Ich bin Allāhu ak­bar, ich bin Allāhu akbar!“ Da waren alle diese Geister verblüfft und wuß­ten nicht, ob der Erhabene König von sich selbst oder von jemand an­derem spre­che. Als eine Zeit ver­stri­chen war, sprach der Erha­bene König aber­mals: „Ich bin Allāhu akbar, ich bin Allāhu akbar!“ d. h. Ich bin der große Gott und ich bin euer Schöpfer. (S. 158) Gott preist sich selbst, da preisen die Schatten ihn.

(S. 248)

 

Der Untergott im siebten Himmel Jaldabaoths Sohn Sabaoth zeigt Reue und wird über den siebten Himmel gesetzt. (HA)

 

‚Azāzi’īl erhielt vom Erhabe­nen König ein Licht gelie­hen, und mit der Kraft die­ses Lichtes schuf er eine (ei­ge­ne) Schöpfung: nach sei­nem Ebenbild erschuf er Geis­ter; so wie der Erhabene König den Schöpfungsruf hatte erschallen lassen … (S. 156) Die Schatten preisten Gott 7.000 Jahre lang. Gott erschuf aus diesem Lobpreis den siebten Himmel. Da­nach erschuf er aus dem Lob­preis der Schatten die Schemen und machte sie zum Kleid der Schatten. Aus seinem Selbstlob aber er­schuf er den obersten Vor­hang. (S. 248) Die Mutter des Lebens aber spannte den Himmel aus ih­ren (der Archonten) Häuten und schuf elf (zwölf) Him­mel. Ihre Leiber aber warfen sie hinab in das Land der Finsternis, und sie machten acht Erden.

(Theodor bar Koni, Liber scholiorum)

 

Überlegen-heit Gottes Und eine Stimme kam von oberhalb der eigenmäch­ti­gen Herrschaft und sprach: „Du irrst Samael“, das heißt: Gott der Blinden. (HA)

 

Als nun der Erhabene König die weiße Kuppel mit dieser Zier und Schönheit hervor­gebracht hatte, sprach er zu ‚Azāzi’īl: „Jetzt erschaffe auch Du ein anderes Meer von derselben Größe wie ich es erschaffen habe!“ Als der Erhabene König dies sagte, geriet ‚Azāzi’īl in Bedräng­nis; zu einer solchen Schöp­fung war er nicht imstande. (S. 157)

 

Ich lehre Euch, daß ich in meiner Allmacht bin und daß ich imstande bin, eu­resgleichen zu erschaffen, während ihr nicht imstande seid, meinesgleichen zu er­schaffen. (S. 249)

 

Und Gott Mihr und der Schöpfer weiblicher Gestalt wur­den hinauf zum Para­diese erhoben. Und zusam­men mit Gott Ohrmizd und dem Geliebtesten der Lich­ter und dem Neue-Welt-Schöp­fungsgott traten sie grü­­ßend vor den Herrscher des Paradieses. Und sie war­fen sich nieder und brach­ten tiefe Verehrung dar und sprachen also. Dir, o Herr, bringen wir Verehrung dar, der du uns durch deine Macht­fülle und dein Se­gens­­­wort erschaffen hast. Und von dir wurden die Az und Ahrmen und die Dä­mo­nen und die Hexen durch uns gefesselt. (Mit­teliranische Manichaika I)
Er­schaffung des Menschen Eine Stimme kam zu ihr (der Sophia): „Es existiert der Mensch und der Menschensohn“ Der erste Herrscher, Jaldabaoth, hörte … Die ganze Herrscher­schar der sieben Gewalten neig­te sich darauf nach un­ten, und sie sahen im Was­ser die Gestalt des Bildes. Da sagten sie zueinander: „Laßt uns den Menschen schaffen nach dem Bild Gottes und dem Gleichnis“. (AJ)

Die Archonten faßten einen Beschluß und sprachen: „Kommt, laßt uns einen Men­schen aus Staub von der Erde erschaffen!“ Sie formten ihr (Gebilde) zu ei­nem Menschen (ganz) von Erde. Diese Archonten aber, der weibliche (Körper) den sie haben, ist (zugleich) ein tiergesichtiger (männlicher). Sie hatten (also) (Staub) von der Erde ge­nommen und (ihren Menschen) geformt, ihrem eigenen Körper ent­spre­chend und (nach dem Bild) Gottes, das (ihnen) in den Wassern erschienen war. (HA)

 

Da sprach der Erhabene König zu ihnen: „Ich will auf der Erde ein Volk erschaffen und diesem die Herrschaft über die Welt geben!“ (es folgen Koran 2, 30; 3, 40; 5, 1 und 76, 30). Andere sagten: „Wozu je­mand auf dieser Erde erschaffen, der ungerechtes Blut vergießt und Schand­taten begeht?“ Und ‚Azāzi’īl  rebellierte, und die anderen erhoben sich im Wahne sei­nes Unglücks und sprachen: „Wenn du auf dieser Welt jemand anderen hervor­bringst, werden wir uns nicht vor ihm niederwerfen! (S. 181)

 

Darauf erschuf er den ersten Adam und schloß mit ihm und seiner Nachkommen­schaft einen Vertrag …  Da­nach erschuf Gott auf die­selbe Weise sieben Adame; jedem Adam erschuf er ei­nen Himmel und ein Para­dies. (S. 249)

 

Weiter sagte er: Diese Töchter der Finsternis waren schwanger von An­fang an ihrer Natur nach. Infolge der Schönheit der Ge­stalten des Gesandten, die sie sahen, abortierten sie, und ihre Aborte fielen auf die Erde. Sie fraßen aber die Triebe der Bäume. Dann berieten die Aborte mitein­ander und erinnerten sich der Gestalt des Gesandten, die sie gesehen hatten, und sprachen: „Wo ist die Gestalt, die wir gesehen haben?“Da sprach Aschaq­lun (=Saklas), der Sohn des Königs der Finsternis, zu den Aborten: „Gebt mir eure Söhne und Töchter! Ich werde euch eine Gestalt machen wie die, welche ihr gesehen habt.“ Sie brachten aber und gaben (sie) ihm. Die männlichen fraß er, während er die weiblichen der Nebroël, seiner Gattin gab. Dann koitierten Nebro­ël und Aschaqlun mitein­ander, und sie wurde schwan­ger und gebar von ihm einen Sohn. Den nann­te sie Adam. Dann ward sie schwanger und gebar eine Tochter und nannte sie Eva.

(Theodor bar Koni, Liber scholiorum)

Benennung der Tiere Und die Archonten versam­melten alle Tiere der Erde und alle Vögel des Himmels und brachten sie zu Adam, um zu sehen, wie Adam sie nennen werde …

 

Der Erhabene König sprach: „Ihr müßt den Wider­setz­lichen vorangehen! Alles was vorzüglicher ist als ihr und die Kenntnis der Him­mel und der Erden und der Pflanzen und der Gewächse vorzubringen vermag, vor dem werft euch nieder!“ Da hatten diese Engel keinerlei Kenntnis; die Widersetz­lichen aber erklärten die Kenntnis der Himmel und der Erden, der Namen der Pflanzen und Gewächse, der Berge und alles dessen, was auf der Erde ist (Koran 2, 31:) „Und er lehrte Adam alle Namen. Hierauf legte er sie den Engeln vor.“ (S. 181)
Der Ungehor­sam Sophia Zoe verjagte die Ar­chonten aus ihren Himmeln und warf sie hinab … damit sie auf der Erde seien als böse Dämonen … schufen sie sich Engel, das waren viele Dämonen … diese lehrten die Menschen viele Irrtümer … (UW) Da sprach der Erhabene König zu ‚Azāzi’īl: „Ältester, tu mir kund, was Du bist und was ich bin und was alle diese Wesen sind! ‚Azā­zi’īl erwiderte: „Du bist ein Gott, und ich bin ein Gott … Meine Geschöpfe sind zahlreicher als deine … Da wurden ‚Azāzi’īl und alle, die aus ihm hervorgegangen waren, ungläubig, zusam­men mit dem Zweiten, Drit­ten, Vierten, Fünften und Sechsten; die sechs Ränge der Leugner … Und jener älteste der Ungläubigen (Iblīs) leugnete … und jene sieben funkelnden Farben … die nahm ihm Salmān in jedem der sieben Diwane weg … (S. 156 ff.) Gott der Erhabene schuf einen Geist ohne Körper; er erschuf den Teufel (Iblis) aus den Sünden, Verfeh­lungen und Irrtümern der Gläu­bigen. Als er ihn er­schaf­fen hatte, blickte dieser zum Himmel über sich auf, wobei er selbst da war, während der Herr verbor­gen war und die Lichtgeister in verschiedenen Körpern waren und ein Leuchten ausstrahlten. Der Verfluchte aber kannte nicht den Ursprung der Geschöpfe noch (wußte er,) woraus sie erschaffen worden waren …

Da sprach er: „Ha, ihr habt wider mich gesündigt, in­dem ihr euch meinem Wort widersetztet! Habt ihr nicht zuvor gesagt: Unser Gott, du weißt es am besten …“

(S. 255 ff.)

Die Ver­mischung Er (Jaldabaoth) heckte mit seinen Engeln einen Plan aus. Sie sandten ihre Engel zu den Menschentöchtern, damit sie sich zur Lust Nachkommen aus ihnen erweckten. (AJ)

Und sie (die Archonten) erdreisteten sich, auf sie (Eva) einzudringen, sie zu packen, (und) ihren Samen auf sie herabzuwerfen … Sie wurde zuerst schwanger mit Abel von dem ersten Ar­chonten, und die übrigen Kinder gebahr sie durch Adam und die sieben Mäch­te samt ihren Engeln. Aber dieses alles geschah gemäß der Vorsehung des Archige­netor, damit die erste Mut­ter in sich allen Samen so erzeuge, daß er vermischt ist (und) daß er eingefügt ist in die Heimarmene des Kos­mos mit ihren Gestalten und (in) die (ihr eigene) Gerechtigkeit. (UW)

 

Als eine geraume Zeit vergangen war, verwandelte sich Iblis in eine schöne Frau, und alle, die für ihn Partei ergriffen hatten, verwandelten sich ebenfalls in schöne Frauen und erschienen den Widersetz­lichen. Diese kamen alle in Ver­suchung, denn der Mann wird durch nichts so sehr gequält, als wenn er Hand an Frauen legen kann … Beim Erscheinen der ʿankūrī des Erhabenen Königs stieß dieser einen Schrei gegen sie aus: Geht allesamt von ihm (d.h. dem Paradies) hinunter!“ (Koran 2,38 dann weiter auf per­sisch:) „Jetzt tretet alle aus diesem Paradies, denn auch ihr müßt jetzt die Form (qālab) von engen und finsteren Schatten anneh­men!“ Da schleuderte er sie aus jener Form in (die von) Schatten, und an ihnen erschienen die Vagina und die beiden Brüste. Als (nun auch) die Widersetzlichen in die Hülle (haikal) der Schat­ten gefallen waren, weinten sie Tag und Nacht … (S. 184)

 

Was aber ihre Vermischung miteinander angeht, so be­ruht sie auf der Verwechs­lung, als (die Ungläubigen) im Verlaufe der Wieder­geburt sich in die Körper kleideten, ohne daß die Men­schen davon Kenntnis hatten. So kann es Dir ge­schehen, daß ein Hund mit Dir zu Tisch sitzt, während Du meinst, er sei ein Mensch. (S. 264)

 

Als aber der König der Finsternis es (bzw. ihn) sah, da dachte er und sprach: Was ich in der Ferne suchte, habe ich in der Nähe gefun­den. Darauf gaben der erste Mensch und seine fünf Söh­ne sich den fünf Söhnen der Finsternis zum Fraße hin wie jemand, der einen Feind hat und in einen Kuchen todliches Gift hineinmischt und ihm eingibt … Als aber die Schiffe ihren Weg zogen und in die Mitte des Himmels kamen, da offen­barte der Gesandte seine männliche und weibliche Ge­stalt. Er erschien allen Archonten, den Finsternis­mächten, den männlichen und den weiblichen. Weil die Erscheinung des Ge­sand­­ten schön war, wurden alle Archonten von Begierde zu ihm ergriffen, die männ­lichen nach der weiblichen, die weiblichen nach der männlichen Gestalt. Sie fin­gen an, in ihrer Begierde das Licht der fünf glänzenden Götter, das sie verschlungen hatten, von sich zu geben. Darauf dachte die in ihnen befindliche Sünde nach, und wie ein Haar in einen Teig mischte sie sich in das (Licht) hinein, das aus den Archonten herausgekommen war und versuchte hineinzugehen.

(Theodor bar Koni, Liber scholiorum)

Geheim-haltung und Verstellung Dann wird offenbar werden, wie der Beweis dessen, was verborgen ist, in dem, was offenbar ist, gefunden wurde – seit der Grund­le­gung bis zum Ende des Äons. (UW)

 

Ich werde euch weitergeben, was er (Gott?) mir gegeben hat; es wird niemandem ent­hüllt werden, es sei denn einem vertrauten Engel, einem gesandten Propheten oder einem geprüften Gläu­bigen (folgt Koran 60,10). Unser Wissen ist subtil, tief, schwer und schwierig, nie­mand vermag es zu ertra­gen, es sei denn ein Engel, ein Rechtschaffener oder ein geprüfter Bekenner der Ein­zigkeit (Gottes), der seine Ruhe gefunden hat im Got­tesreich (malakūt) und in der Menschennatur (nāsūt). (S. 125) Nun kam ihnen Gott mit Muhammad zu Hilfe, um sie recht zu leiten und zu lenken, und sagte: „Muham­mad, steig zu ihnen hinun­ter und warne sie vor dem Teufel und seiner Sipp­schaft, die nämlich hegen Feind­schaft gegen die Gläu­bigen; und befiehl den Gläu­bigen, sie sollten den Teufel nicht wissen lassen, wie sie erschaffen worden seien noch woraus sie erschaffen seien, und trag ihnen die Verheimlichung (kitmān, sc. Ihres Wissens) auf! Da­her ist euch die Verheim­lichung aufgetragen; das ist die Probe auf Gehorsam und Sünde.“ Dann sprach unser Meister Abu ‚Abd­allah: „Die Vorsicht (taqīya) ist meine Religion und die Religion meiner Väter und Vorväter; wer keine Vor­sicht hat, hat keine Religion …“ (S. 257) Denn dadurch werden herausgehen die Ausge­wähl­­ten und alle Wohl­tätigen und alle, die das Ge­heimnis kannten und den Glau­ben verstanden.

(Parthischer Hymnenzyklus „Glücklich für uns“)

 

Verkür­zung der

Zeit

Als die Archonten Adam beneideten, wollten sie (der Menschen) Zeit verringern … begrenzt waren nämlich ihre Zeiten: für jeden einzel­nen tausend Jahre entspre­chend dem Lauf der Sterne … verringerte jeder einzelne von den Übeltätern (ihre Lebenszeit) um zehn Jahre, und diese ganze Zeit betrug 930 Jahre. (UW) Ihr Erleuchteten, wenn un­ser Ahn den Abū l-Ḫaṭṭāb nicht getötet und verbrannt hätte, so hätte der etwas ge­sagt, das erst nach weiteren 940 Jahren gesagt werden soll. (S. 135)
Endzeit Eleleth sagt zu Norea: „Du gehörst mit deinen Kindern zu dem Vater, der seit Anfang an ist. Von oben sind ihre Seelen gekommen, aus dem unvergänglichen Licht … alle die diesen Weg er­kannt haben sind Un­sterb­liche inmitten der sterb­­lichen Menschen. Doch wird sich jener Same nicht gleich offenbaren, sondern erst nach drei Generationen … und sie werden zu dem grenzenlosen Licht aufstei­gen, wo dieser Same ist.“ (HA)

Denn es ist notwendig, daß ein jeder an den Ort (zu­rück)geht, von dem er (her)­­ge­kommen ist. Jeder ein­zelne wird nämlich durch seine Handlung und sei­ne Erkenntnis seine (wahre) Natur offenbaren. (UW)

Da sagte der Öffner der Erkenntnis: „Ihr Erleuch­teten, den Schleier von uns wegzuziehen birgt eine gro­ße Gefahr, denn während der sechstausend Jahre des Zyklus des Gesetzes (šarīʿat) man den Schleier nicht von uns weggezogen und nicht offen geredet; bis daß der Qā’im erscheinen wird – dann wird man den Sinn alles dessen ausspre­chen können, daß nämlich der Erhabene König als Qā’im erscheint. Heute schon Zeugnis abzulegen wäre verfrüht. ʿAbdallāh hat den Schleier von uns wegge­zogen; alle die den Schleier von uns wegziehen, von denen ziehen auch wir den Schleier weg.

(S. 135)

Gott ließ am Ende der Zei­ten und Zeitalter den letzten Adam herabsteigen und schuf für ihn und seine Sippschaft eine Erde, einen Himmel, Luft, Wasser, ein Paradies und ein Höllen­feuer, so wie er es schon für die früheren geschaffen hat­te … Wenn nun ein Gläu­biger stirbt, so wird sein Geist emporgetragen und steigt – ja nach Maßgabe sei­nes Glaubens – zum Himmel auf. Dann wird er in diesen Quell getaucht, und im selben Augenblick vergißt er allen Kummer und alle Sorge, die ihm hienieden widerfahren wa­ren. Er zieht seinen Licht­leib an und weilt unter den Engeln des Paradieses. (S. 267 f.) Es wird aber diese Tätigkeit nicht aufhören, bis von den Lichtteilen nichts in dieser Welt übrig ist, außer einem geringen gebundenen Teile, welchen die Sonne und der Mond nicht zu reinigen ver­mögen. Dabei aber erhebt sich der Engel, welcher die Erde trägt, und der Engel, welcher die Himmel fest­hält, läßt (sie) los, so daß das Oberste auf das Un­terste fällt; dann entzündet sich ein Feuer, so daß das Oberste und das Unterste in Brand gerät; und es hört nicht auf zu brennen, bis das, was noch vom Lichte darin enthalten ist, befreit ist. Die Dauer des Brennens ist 1468 Jahre … Abu Sa’id aber, der Manichäer, eines ihrer Häupter, meinte, daß dasjenige, was von er Mischung her bis zu der Zeit, in welcher er lebte – 271 der Hidschra -, vergan­gen war, 11700 Jahre und daß dasjenige, was bis zur zeit der befreiung (noch) übrig sei, 300 Jahre aus­mache; nach seiner Lehre dauert nämlich der Zeit­raum der Mischung 12000 Jahre. (Aš-Šahrastānī)