Groß, Ohlig: Zum Echo von Inarah in Presse und Fachwelt

Zum Echo auf die Veröffentlichungen

von Inârah in Presse und Fachwelt

 

Markus Groß, Karl-Heinz Ohlig

 

    1. Eine verweigerte fachliche Diskussion

Bereits in den vorangegangenen Sammelbänden wurde darauf hingewiesen, dass von der in Deutschland etablierten islamwissenschaftlichen Fachwelt die Publikationen von Inârah nur in unwissenschaftlichen Presseartikeln „ab­gehandelt“ werden, wobei auf ihre Thesen und deren Begründungen in den Publikationen kaum je eingegangen wurde. Stattdessen wurden die Ar­beiten meist pauschal als bereits widerlegt oder unwissenschaftlich abgetan, ohne sich der Mühe zu unterziehen, Sachargumente anzuführen.

Nun sind in allen Wissenschaften Veröffentlichungen, die einen Para­dig­men­wechsel zur Konsequenz haben würden, eine Herausforderung an die Fachwelt – im Sinne einer Aufforderung zum „Kreuzen der argumen­tativen Klingen“: Wer zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der Astronomie eine neue Galaxie entdeckt hat, hat das vorhandene Wissen sozusagen in die Brei­te vergrößert, wer aber – wie Albert Einstein im Jahre 1905 – die Licht­geschwindigkeit als konstante, nicht zu übertreffende Größe betrachtete und stattdessen die Zeit als etwas, was bei verschiedenen schneller oder lang­samer Eigenbewegungen schneller oder langsamer abläuft, tat dies nicht. Durch die Akzeptanz dieser völlig neuen Sehweise musste das gesamte da­ma­lige physika­lische Weltbild in seinen Grundfesten erschüttert werden. Hier handelt es sich nicht um die Verbreiterung des vorhandenen Wissens, son­dern um dessen Anheben auf eine andere Stufe, eben um einen Paradigmenwechsel.

Einstein, der zu dem Zeitpunkt, als er die Relativitätstheorie aufstellte, als Beamter 2. Klasse in einem Schweizer Patentamt saß und gegen die An­ordnung seines Chefs an seiner Publikation arbeitete, war kein Mitglied der damals etablierten Naturwissenschaft – er hatte noch nicht einmal eine Assis­tentenstelle an einer Universität bekommen. Wenn er heute leben wür­de, hätten seine Ausführungen wahrscheinlich noch nicht einmal in den da­mals renommierten „Annalen der Physik“ erscheinen dürfen, da durch das Vor­schalten von Begutachtungen durch Fachkollegen („peer review­ing“) sol­­chen Paradigmen­wechseln heute ein prinzipieller Riegel vorgescho­ben wird, vor allem wenn es um die Vergabe von öffentlichen Fördermitteln geht1. Auch bei den heutigen Vorgaben der Exzellenz­för­derung hätte er bei seinen damaligen Referenzen keine Chance auf ein Stipendium gehabt.

Es wäre nun sicherlich vermessen, die Bedeutung der Arbeit der For­scher­­­gruppe Inârah für die Menschheit mit der von Einsteins Relativitäts­theo­­rie zu vergleichen, für die Islamwissenschaften und für das Bild der Geschichte des frühen Islam stellt sie aber einen sicherlich ebenso bedeu­tenden Paradigmenwechsel dar wie Einsteins Erkenntnisse für die damalige Physik: Das Bild des frühen Islam würde auf den Kopf gestellt.

Natürlich wurde auch Einsteins Theorie nicht sofort von der gesamten Fachwelt akzeptiert; was man aber der damaligen Physikerwelt zugute hal­ten muss, ist die Tatsache, dass auch seine Gegner die Theorie ernst nah­men, mit anderen Worten, die Herausforderung annahmen.

Dies ist im Falle der heutigen Islamwissenschaft in Deutschland leider nicht der Fall. Statt auf die auf mittlerweile mehreren Tausend Seiten von Fachleuten aus verschiedendsten Disziplinen vorgelegten Beweismittel im Rahmen einer wissenschaftlichen Diskussion einzugehen, wurde die Taktik totschweigen oder besser noch die Satisfaktionsfähigkeit absprechen gewählt: Adlige und Offiziere duellierten sich nicht mit Angehörigen niederer Klas­sen, und als solche – in der Terminologie einiger Kritiker: Nicht­-Wissen­schaftler, mit denen man es gar nicht nötig habe, sich auseinanderzusetzen – wurden die Angehörigen von Inârah anscheinend angesehen. Dies ist umso erstaunlicher, als zu den „Inârah-Autoren“ international angesehene Vertre­ter der Islamwissenschaft, der Semitistik, Indogermanistik, Romanistik, der Religionswissenschaft und Theologie gehören.

Ein wissenschaftliches Eingehen auf Argumente von Inârah-Mitgliedern gibt es bisher nicht. Ein besonders krasses Beispiel ist die neu erschienene und bereits hochgelobte neue Koranübersetzung von Hartmut Bobzin, die ein­gehend in einem eigenen Beitrag des vorliegenden Sammelbandes be­han­­delt wird. Obwohl sie den Anspruch erhebt, den derzeitigen wissen­schaft­lichen Stand der Koranforschung zu repräsentieren, werden sämtliche Publikationen von Inârah-Mitgliedern einfach ignoriert.

Wenn Inârah-Publikationen überhaupt zitiert werden, dann wird meist schnell klar, dass sie nur im Sinne eines „Name-dropping“ zitiert, nicht aber wirklich gelesen wurden.

 

    2. Zur inneren Abschottung der

    gegenwärtigen Islamwissenschaft

Die deutsche bzw. westliche Islamwissenschaft hat im 19. und frühen 20. Jahrhundert großartige Forschungsbeiträge hervorgebracht. Weil es bei den Anfängen des Islam und bei der Entstehung des Koran um Phänomene geht, die in der sprachlich, religiös, kulturell und politisch äußerst kom­plexen vorderen und mittelasiatischen Welt zu verorten sind, hat man da­mals versucht, sie aus diese Kontexten zu verstehen.

Mit dem Zweiten Weltkrieg war diese Phase anscheinend beendet. Die Islamwissenschaft verengte sich auf arabische Philologie, aus der keine nen­nenswerten Theoriebildungen erwachsen sind. Dass auch die arabische Koransprache nicht zu verstehen ist ohne die Kenntnisse der damaligen syrischen Dialekte, der persischen Sprachtraditionen und weiterer orienta­lischer Sprachen, wurde nicht beachtet. Sprachwissenschaftliche For­schun­gen sind gänzlich unbekannt. Mit anderen Worten: das in der Islam­wis­sen­schaft betriebene philologische Geschäft ist zu einseitig.

Vor allem aber weist die Islamwissenschaft ein Defizit an historischem Ver­­stehen und historisch-kritischer Methodik auf, die zur Erfassung und Ana­­lyse des Quellenmaterials und zum Verständnis der damals abgelau­fe­nen religionsgeschichtlichen Prozesse unabdingbar ist. Wegen der Un­­ter­schied­­lichkeit der zu untersuchenden Quellen und der hierfür erforder­li­chen Methoden kann eine solche historische Forschung nur inter­disziplinär be­­trieben werden: Epigraphiker, Numismatiker, Historiker, Reli­gions­wis­sen­­schaftler, Theologen, Hispanisten,­ Rechtshistoriker und Archä­o­­­logen mit ihren spezifischen Methoden und Ergebnissen müssen zum Ver­stehen der damaligen Konzepte und Abläufe beitragen.

So fehlen einmal die philologischen Voraussetzungen, um die Arbeiten z.B. von Christoph Luxenberg, aber auch von Jan M. van Reeth, Manfred Kropp, Markus Groß oder Robert M. Kerr, die in unseren Bänden publiziert wurden, zu verstehen und zu diskutieren sowie, wenn ihre Thesen abgelehnt werden, detailliert zu widerlegen. Auch die Methoden einer Koranexegese, wie sie z.B. Geneviève Gobillot oder Frank van der Velden vortragen, sind ihnen nicht vertraut.

Weil historisch-kritisches Denken in seinen Mustern nicht erfasst wird, stehen viele Islamwissenschaftler ratlos z.B. vor der für jeden Historiker auf Anhieb plausiblen Feststellung, dass aus zwei- bis dreihundert Jahre jünge­ren Quellen, die zudem noch kerygmatisch geprägt sind, keine Auskünfte über die in ihnen geschilderten Ereignisse und Zusammenhänge gewonnen werden können. Historische Gewissheit auf postulierte, d.h. ebenfalls nicht dingfest zu machende mündliche Überlieferungen zu stützen, ist eine in der Geschichtswissenschaft längst falsifizierte Schutzbehauptung. Der kritische Hinweis auf die durchaus vorhandenen zeitgenössischen Quellen findet keine Resonanz.

Insofern stellt sich die heutige Islamwissenschaft außerhalb der west­lichen wissenschaftlichen Standards. Sie kann nur innerhalb einer Art von Ghetto überzeugen, und natürlich auch innerhalb der islamischen Welt, die ihnen – den „Orientalisten“ – dennoch selbst kleinste Fraglichkeiten, vergleiche unten (Abschnitt 5), übelnimmt.

Die Beschränkung dieser Wissenschaft auf ihre eigenen Zirkel wird da­durch sogar empirisch nachweisbar, dass sie offensichtlich wissen­schaft­liche Beiträge und Thesen, die den Rahmen der liebgewonnenen Vorstel­lungen problematisieren, nicht zur Kenntnis nimmt. Ihre Matadoren lesen nicht. Sie lesen und diskutieren nicht die Arbeiten ihrer eigenen islam­wissen­schaft­li­chen Vorfahren, sie lesen nicht, was ansonsten weltweit an Beiträgen publi­ziert wird, die den Kern ihrer eigenen Arbeiten in Frage stellt. Wo bleibt z.B. eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den The­sen des früh ver­storbenen Suliman Bashear, Professor an der Universität von Nablus, dass der Islam sich schrittweise im Kontext von Judentum und Christentum entwickelt habe und nicht auf die Offenbarung eines Propheten – ein „Mythos“ – zurückgehe?2 Wird irgendwo diskutiert über die schon mehr als 50 Jahre zurückliegende Endeckung von Alessandro Bausani, dass sich im – relativ gleichzeitig mit dem Koran entstandenen – zoroastrischen Denkart zwei Zitate koranischer Passagen finden?3

Dies alles wird nicht beachtet, weil ja dann die bequemen tradierten Überzeugungen zumindest einmal, mit Argumenten, neu diskutiert werden müssten. Von daher wundert es nicht, das die quellengestützten Arbeiten der Inârah-Forschergruppe nicht aufgegriffen – was will man auch dagegen anführen? -, sondern lediglich polemisch zurückgewiesen werden. Und auch das, wie schon im vergangenen Sammelband beschrieben, offen­sichtlich ohne nähere Lektüre.

In diese Art, Wissenschaft zu betreiben, reihen sich neuerdings auch Theo­logen ein, wenn sie sich mit dem Thema Islam befassen, so – er soll als Beispiel dienen – der Bamberger Katholische Theologe und Kirchen­histo­riker mit Schwerpunkt Patristik Peter Bruns. Er ist auch Kenner der syri­schen Theologie, hat über Afrahat gearbeitet und ihn übersetzt. In einem Aufsatz „Der Islam – eine (juden-)christliche Sekte?“4, deren (seltsamen) theologischen Tendenzen hier nicht diskutiert werden sollen, greift er ver­dienst­voller Weise auf Thesen des Inârah-Kreises zurück, z.B. vom „immen­sen Abstand zwischen dem Leben Mohammeds und der Dar­stellung seiner Biographen“ (S.3), oder, noch deutlicher:

„In der Tat verwundert die ungeheure Naivität westlicher Islam­kund­ler, mit der bis dato an der muslimischen Mär von der Redak­tion des Korans unter dem «rechtgeleiteten» Kalifen ‚Utmân um 653 festgehalten wurde“ (S. 4.5). Usf.

Dabei aber vermeidet er, außer der bloßen Angabe des Titels von „Die dunklen Anfänge“ und des Buchs von Christoph Luxenberg, „Die syro-aramäische Lesart des Koran“ Verweise auf diese Arbeiten und sucht seine Belege – nicht überzeugend – an anderer Stelle.

Aber selbst die von ihm angeführten Arbeiten hat er offensichtlich nicht gelesen. So behauptet er z.B., Christoph Luxenberg habe die Thesen Lülings „zur Rekonstruktion einer nicht-arabischen, syrischen Grundschrift“ des Koran, „eines syrischen «Urtextes», ausgebaut“ (S. 6). Zwar hat Luxenberg aufgewiesen, dass in die Koransprache sehr viele Elemente der syrischen Sprache eingeflossen sind, aber er hält die koranische Tradition von ihren Anfängen an für – sprachlich – arabisch, wenn auch zunächst ein Arabisch mit großer Nähe zum Syrischen und in syrischen Buchstabenzeichen aufge­schrie­ben (Letzteres aber erst in einem von Bruns nicht angegebenen Sam­melband). Wenigstens die Grundthese eines Autors sollte nicht vom Hören­sagen, sondern richtig wiedergegeben werden, wünschenswert wäre dabei auch die Angabe von Seitenzahlen bei den Verweisen.

Dem angeblich radikal entmythologisierenden Ohlig unterstellt er un­redliche Interessen. Die Beschäftigung mit dem frühen Islam diene nur als „Vorwand“, hier ein antitrinitarisches Christentum zu entdecken, „das für Ohlig – man weiß nicht auf Grund welcher Kriterien – das authentische gewesen sein soll“, was er, für den Beschuldigten überraschend, „von Lüling entlehnt“ habe (S. 8). Zwar gibt Bruns an dieser Stelle diesbezügliche Monographien von Ohlig an. Wenn er sie aber gelesen hätte, wüsste er durchaus Bescheid über die relevanten Kriterien: sie basieren schlicht, wie bei den islamwissenschaftlichen Untersuchungen, auf historisch-kritischen Methoden und den daraus resultierenden Ergebnissen und dem histori­schen Interesse zu verstehen, wie es damals wirklich war.

Dann behauptet er, dass diese Thesen an der auch von Islam­wissen­schaftlern bemängelten „philologischen Kompetenz“ des Autors (S. 9) kranken. Er verzichtet großzügig auf auch nur einen einzigen Beleg, an dem von Ohlig arabisch-philologische Erörterungen vorgelegt wurden, die dann falsch sein könnten. Solche wurden aber von den in Inârah mitarbeitenden ausgezeichneten Arabisten vorgetragen – haben sie sich geirrt? Man wüsste es lieber ein wenig genauer. Erörterungen Ohligs kann man nur finden zur lateinischen und griechischen Philologie. Aber immerhin reichten die syrischen Sprachkenntnisse dazu aus, einer Reihe von Übersetzern syrischer Quellen falsche und tendenziöse Übertragungen nachzuweisen5, zur Sicher­heit mit zusätzlicher Überpüfung durch Christoph Luxenberg.

Zwar äußert Bruns vorsichtige Anfragen zum geplanten Corpus Cora­ni­cum, kritisiert aber die neuerdings (auch von Angelika Neuwirth) aufgegrif­fene Bezeichnung des Koran als „spätantikes Dokument“: „Mit einer Redak­tion (des Koran, Verf.) im achten oder frühen neunten Jahrhundert ist das Mittelalter erreicht“. Das mag er halten, wie er will, und die zeitliche Paralle­lität trifft durchaus zu. Er umgeht aber die Beobachtung – für einen Patro­logen erstaunlich -, dass es in der byzantinischen und auch orientalischen Welt so etwas wie ein der abendländischen Entwicklung vergleichbares Mittelalter nicht gegeben hat.

Wo man also hinsieht, lässt sich bei Islamwissenschaftlern und anderen, die sich mit dem Thema befassen, nur die Verwendung ungefährer Schlag­worte feststellen, die dann nach Belieben karikiert und zurückgewiesen wer­den können. Es fehlt der labor improbus des exakten Lesens, Voraus­setzung jeglicher sich wissenschaftlich nennenden Diskussion.

 

    3. Zum Projekt „Corpus Coranicum“ und seinen Publikationen

    1. 3.1 Ziel und Methode des Projektes

Im März dieses Jahres (2010) erschien in der „Welt“ ein größerer Artikel, in dem neuere Forschungen zum Koran vorgestellt werden. Unter dem Titel „Wie viel Wahrheit steckt im geheimnisvollen Koran?“ ist der reichbebil­derte Bericht unter der Rubrik „Deutsches Forschungsprojekt“ auch im Inter­net zu lesen6. Gleich zu Beginn fällt ein Satz, der einen Philologen stutzen lässt:

„In Potsdam an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wis­sen­­schaften wird seit einem Jahr an der ersten vergleichenden Edi­tion der wichtigsten Koranhandschriften aus den ersten Jahrhun­der­ten der islamischen Zeitrechnung gearbeitet. Das Projekt heißt „Cor­pus Coranicum“. Es soll den Weg zu einer quellenkritischen Gesamt­ausgabe des Koran ebnen;“

Das Projekt soll also nicht eine quellenkritische Gesamtausgabe herstellen, sondern nur den Weg dazu ebnen. Für ein Projekt, das bei mehreren Mitarbeitern auf 18 Jahre geplant ist, erscheint das doch als etwas dürftiges Ziel. Weiter lesen wir:

„Die Fragen, die sie stellen, sind brisant: Ist das Buch des Islam gött­liches Wort, christliche Häresie oder falsche Übersetzung?“

Auch dies verblüfft einen Philologen. Es ist nicht Aufgabe der Philologie, zu entscheiden, ob ein Satz „göttliches Wort“ ist, sondern bei textkritischer Ar­beit geht es nur darum, aus den verschiedenen Überlieferungen einen dem Original möglichst nahe kommenden Urtext zu rekonstruieren. Aber neh­men wir wohlwollend an, dass hier die Aussagen der interviewten Wissen­schaftler etwas reißerisch verändert wurden. Weiter lesen wir:

„Was man über die Entstehung des Koran sicher weiß (Hervorhebung Verf.), ist in etwa Folgendes: Zu Beginn des 7. Jahrhunderts lebte ein Kaufmann namens Mohammed in der Stadt Mekka im Südwesten der Arabischen Halbinsel. Um ihn herum lebten Beduinen, die viele heid­nische Götter gleichzeitig verehrten, aber auch Juden und Chris­ten. Im Alter von vielleicht 40 Jahren …“

Was in diesem Zitat, dem daruffolgenden Text sowie in der separaten Chro­no­logie am Ende des Artikels zu lesen ist, ist die Zusammenfassung der isla­mischen Frühgeschichte, genau so wie sie in der islamischen Traditions­literatur beschrieben ist. Noch nicht einmal der Hauch eines Zweifels an der Historizität selbst der Details – den man z.B. durch eine Wortwahl wie „soll gelebt haben“, „hat angeblich gelebt“, „hat der Überlieferung nach gelebt“ hätte ausdrücken könnte, ist hier zu spüren.

Im Folgenden werden dann die Schwierigkeiten beschrieben, den angeb­lich unter dem Kalifen ?U?m?n kanonisierten Koran zu rekon­struieren. Bei dem Besuch der Institutsräume scheint die dortige Atmo­sphäre ihre Wir­kung auf den Autor aber nicht verfehlt zu haben:

„Der Arabist Michael Marx sitzt in seinem Potsdamer Büro, das zum Forschungsprojekt „Corpus Coranicum“ gehört. Er bietet Mokka in henkellosen Tässchen an, an der Wand hängt ein Hochglanzposter von der Hagia Sophia in Istanbul. In den Regalen stehen bunte Bü­cher mit arabischen Schriftzeichen auf den Rücken, rot, grün, gol­den. Im Nebenraum sitzen Assistenten und Hilfskräfte vor Com­pu­tern und tippen spätantike Handschriften ab, an den Wänden hän­gen Fotokopien steinalter Codices mit arabischen Zeichen. Etwa 12000 Fotos der zehn wichtigsten Koranhandschriften des 10. bis 12. Jahr­hunderts werden hier ausgewertet, die Forscher schreiben die Verse der verschiedenen Handschriften zum Vergleich unter­ein­an­der und stellen sie dann ins Internet.“

Die Schilderungen der zweifellos ästhetisch und kulinarisch ansprechenden Errungenschaften des Orients kann hierbei jedoch nicht über einen proble­ma­tischen Punkt hinwegtäuschen: Der Koran soll unter dem Kalifen ?U?m?n bereits im 7. Jahrhundert kanonisiert worden sein. Wie aussage­kräf­tig sind dann aber Manuskripte, die rund 300 Jahre später verfasst wurden, vor allem, wenn man bedenkt, dass es wesentlich ältere Koran­handschriften gibt, von denen einige schon als Faksimile veröffentlich sind und auch in San??? erheblich ältere Manuskripte gefunden wurden, die es zu editieren gäbe.

„Michael Marx sagt, die Wissenschaft habe sich bislang kaum um Handschriften und die Rekonstruktion des Korantextes gekümmert, die muslimische sowieso nicht.“

Dies stimmt auf jeden Fall nicht für Inârah, das schon vor mehr als zehn Jahren Anträge auf Förderung einer kritischen Koranedition gestellt hatte, besonders nicht für die Inârah-Mitglieder Eli­sabeth Puin, Gerd R. Puin und Thomas Milo, die in verschiedenen Sammel­bänden auch bereits metho­do­lo­gisch einen Weg gezeigt haben, wie man eine textkritische Ausgabe des Ko­ran machen müsste, hier aber in bewährter Manier nicht einmal erwähnt wer­den. Ob wenigstens die Ergebnisse ihrer Forschungen in den geplanten Pub­likationen ihren Niederschlag finden, wird sich zeigen.

Im Folgenden wird von Michael Marx aber klar gemacht, wo die Gren­zen ihrer Freiheit gezogen sind:

„Marx und sein Team dürfen nicht den Eindruck erwecken, den Ko­ran zu relativieren. „Der Koran war etwas ganz Neues, Eigen­stän­diges“, sagt Marx. „Er hat das Vorgefundene kommentiert und wei­ter­entwickelt.“ Aber diese Differenzierung kann leicht überhört wer­den. Viele Muslime schätzen es nicht, wenn man ihr heiliges Buch nach Parallelen zu älteren Religionen absucht. Sie argwöhnen, dass man ihnen ihren Koran wegnehmen will. Dass man ihn zum Ab­klatsch christlicher und jüdischer Ideen umdeuten will, so wie es die kirch­liche Islamkritik seit Dantes „Göttlicher Komödie“ immer wie­der getan hat.“

Dass in allen Artikeln zum Koran immer – neben der Beteuerung größter Hoch­achtung für den Islam – auch das obligatorische Quäntchen Kirchen­kri­tik enthalten sein muss, überrascht nicht, wenn auch die Neigung zur Gewalt gegen Wissenschaftler durchaus erwähnt wird:

„Der Islam als christliche Häresie. Die Muslime als Ketzerverein, der nur deshalb zu einer neuen Religion werden konnte, weil Moham­med ein paar Bibelstellen in den falschen Hals bekommen hat. Alles, was in diese Richtung weisen könnte, wird von vielen Muslimen äu­ßerst kritisch betrachtet und kann sogar Extremisten auf den Plan ru­fen. Mancher westliche Forscher veröffentlicht seine Erkenntnisse deshalb unter falschem Namen, um sich nicht in Gefahr zu bringen. Der Libanese Samir Kassir forderte als einer der ersten muslimischen Gelehrten, den Koran vor dem Hintergrund der christlich-jüdischen Spätantike zu erforschen. Er wurde im Sommer 2005 in Beirut ermordet.“

 

    1. 3.2 Was über Inârah gesagt wird

Diese Erwähnung eines Mordes sollte vielleicht in Erinnerung bleiben, wenn immer wieder Christoph Luxenberg (und anderen) die Verwendung seines Pseu­donyms vorgeworfen wird. Er wird auch explizit im Text erwähnt:

„Tatsächlich gab es in jüngster Zeit immer wieder Versuche, dem Ko­ran die Eigenständigkeit abzusprechen. (…) So löste ein im Jahr 2000 erschienenes Buch mit dem Titel „Die syro-aramäische Lesart des Koran“ (Schiler Verlag, Berlin) eine regelrechte Hysterie aus, die „Luxenberg-Debatte“. Sein Verfasser, ein deutscher Gelehrter mit dem Pseudonym Christoph Luxenberg, glaubte, den verlorenen Schlüs­sel zum wahren Verständnis des Koran gefunden zu haben. Er nahm an, dass der Koran nur eine spätere Version eines ursprünglich christlichen Buches sei. Das alte Christenbuch sei in einer Mischung aus frühem Arabisch und Syrisch geschrieben gewesen. Dieses ist wiederum die letzte Form des Aramäischen, der Weltsprache des Vorderen Orients, die auch Jesus sprach.“

Es folgt eine nicht ganz genaue Wiedergabe – Jesus sprach den west­ara­mäischen galiläischen Dialekt, nicht das viel spätere ostaramäische Syrisch – der Inhalte des Buches von Christoph Luxenberg, gefolgt von einer kurzen Wertung:

„Aber an Luxenbergs Thesen gibt es erhebliche Zweifel. Auch die neue Übersetzung von Hartmut Bobzin folgt ihnen nicht.“

Diesem Urteil eines „Fachkollegen“ wird dann zur endgültigen Bestätigung noch das der Leiterin des Projektes an die Seite gestellt:

„Die Professorin Angelika Neuwirth von der Freien Universität Ber­lin, eine der international profiliertesten Islamforscher, sagt heute: „Die historisch-kritische Forschung ist in den letzten Jahren oft zu ideo­­­logischen Zwecken ausgenutzt worden.“ Forscher, die den Koran aus seiner historischen Verankerung reißen wollten, stünden sich selbst im Weg, sie arbeiteten nicht mehr ergebnisoffen – außerdem ver­bauten sie sich den dringend erforderlichen Austausch mit isla­mi­schen Gelehrten. Neuwirth und der Potsdamer Forscher Marx stehen für eine Mittelposition in der Koran-Wissenschaft: Textkritik ja, aber unter Berücksichtigung der muslimischen Tradition.“

(Hervorhebungen Verf.)

Dieses Zitat enthält nun eine ganze Reihe von expliziten und impliziten Aussagen, die des Kommentars bedürfen:

Zunächst einmal wird einer un­bestimmten Gruppe von Menschen vor­ge­worfen, dass sie die historisch-kritische Forschung für ideologische Zwecke ausgenutzt hätten. Ein Beispiel oder Zitat, das man auch nur im Ent­fern­testen ideologisch interpretieren könnte, dürfte man wohl in der rein philo­lo­gischen Arbeit von Luxenberg kaum finden. Sollte dieser Vorwurf also je­mals explizit gemacht werden, könnte er als Diffamierung aufgefasst werden.

Auch der Vorwurf, nicht ergebnisoffen zu sein, trifft doch wohl eher auf das Corpus Coranicum zu, dessen Mitarbeiter immer peinlich bemüht sind, zu betonen, dass man nicht zu Ergebnissen kommen werde, die mit der isla­mischen Lehrmeinung kollidieren. Es sollte vielleicht auch erwähnt werden, dass auch fast alle Inârah-Mitglieder bis vor ca. 15 Jahren noch von der Historizität Mu?ammads und zumindest von der weitestgehenden Histo­rizi­tät des traditionellen Berichts ausgegangen sind. Erst durch die immer neuen Fakten wurde diese Sicht mehr und mehr unhaltbar. Die heute von Inârah vertretenen Ansichten waren also alles andere als vorgefertigte Meinungen, sondern eben das Resultat ergebnisoffener Forschung.

Noch unsinniger ist der Vorwurf, dass der Koran durch historisch-kri­tische Forschung aus seiner historischen Verankerung gerissen werde – ge­meint ist wohl die Ablehnung der islamischen Traditionsliteratur als his­torische Quelle. Was hier nicht erwähnt wird, ist die Tatsache, dass dafür andere – unwiderlegbar historische – Zeugnisse herangezogen wurden, wie Inschriften, Manuskripte und Münzen und zeitgenössische christliche Lite­ratur unter arabischer Herrschaft und zusätzlich die literarischen und reli­gions­geschichtlichen Bezüge des Koran. Durch diese Forschung ist der Ko­ran aus einem legendenhaften pseudo-historischen Zusammenhang in seinen wirklichen Kontext versetzt worden.

Der nächste Punkt, der dringend notwendige Austausch mit islamischen Ge­lehr­­ten, ist der vielleicht fraglichste. Die erste Frage, die sich dabei auf­wirft, ist: wozu? Der Austausch wäre berechtigt, wenn diese Gelehrten über Manu­skripte und Informationen verfügten, die nicht über Bibliotheken an­der­­weitig zugänglich wären, oder wenn sie über Kenntnisse und Metho­den verfügten, die westliche Forscher für die Analyse des frühen Islam dringend benötigten, die aber an unseren Universitäten nicht vorhanden wären.

Der Besitz im Westen nicht vorhandener oder zugänglicher Hand­schrif­ten mag sogar in einigen Fällen gar nicht abzustreiten sein. Jedem, der ver­sucht, in arabischen Ländern zu forschen, weiß, dass dazu ein oft zer­mür­bender Gang durch die dortigen Behörden vorgeschaltet ist und etwaige kri­tische Publikationen dabei durchaus störend sein können. Die Tatsache aber, dass isla­mische Gelehrte – gemeint sind hier Gelehrte, nicht Islam­wissen­­schaftler mit isla­mischem Hintergrund – aufgrund der Grund­an­nahme der göttlichen Offenbarung und Nicht-Interpretierbarkeit des Koran keine wissenschaftliche Vor­gehens­weise ak­zep­tieren, dürfte einer Zusam­menarbeit aber wohl kaum Aussicht auf Erfolg verleihen, außer natürlich man sieht es schon als Erfolg an, dass westliche und islamische Gelehrte friedlich nebeneinander vor einem Manuskript sitzen.

Besonders fraglich wird dieses Vorhaben, wenn die im letzten Satz vorgeschlagene Methode zur Geltung kommen sollte: Textkritik ja, aber unter Berücksichtigung der muslimischen Tradition.

Was hier problematisch ist, soll an einem Beispiel verdeutlicht werden: Angenommen, von einer Koranstelle besitzen wir aus den ältesten Manus­kripten drei Varianten, eine aus dem 10. Jahrhundert, die genau dem heu­tigen Kairiner Koran entspricht, eine aus dem 9. Jahrhundert, die der (nicht als kanonisch akzeptierten) Version des Ibn Mas??d entspricht und eine davon ganz abweichende aus einer Handschrift aus dem 8. Jahrhundert. Nehmen wir weiter an, die beiden späteren Handschriften bringen einen Text, der grammatisch leicht durchsichtig ist, aber thematisch nicht recht in den Korantext passt, während der Text aus dem ältesten Manuskript syntaktisch und lexikalisch schwieriger ist, aber mehr Sinn ergibt. Und schließlich nehmen wir an, dass es für die ersten beiden Versionen keine außerkoranischen Parallelstellen gibt, wohl aber für die älteste Variante.

Jeder einzelne dieser Gründe (ältestes Manuskript, lectio difficilior, Pa­rallel­stellen) würde bei der rein textkritischen Methode schon ausreichen, diese Variante für die wahrscheinlich ursprünglichste zu halten. Man würde diese also in den textkritisch rekonstruierten Text einfügen und die anderen Varianten in den textkritischen Apparat. Nicht so bei Berücksichtigung der muslimischen Tradition. Das Alter des Manuskriptes wäre hier unerheblich, da der Bezugstext nach der Tradition sowieso der mündlich übertragene ist. Das abweichende Manuskript würde man vielleicht erklären als Text eines schlechten Gewährsmannes, der deshalb auch entsorgt worden sei. Das Problem der Lectio difficilior spielt ebenfalls keine Rolle, da die Koran­kommentatoren sich aus ganz anderen Gründen für oder gegen eine Lesung ent­schieden haben. Hier würde man wohl ?abar? oder Zama?š?r? mehr ver­trauen als der eigenen Urteilskraft. Und Parallelstellen würden bei Berück­sichtigung der islamischen Tradition noch nicht einmal als solche ak­zeptiert, da der Koran nach islamischer Lehrmeinung ja schließlich das un­er­schaffene und unveränderliche Wort Gottes ist und es daher Parallelstellen höchstens durch Zufall geben kann.

Was soll also unter „Textkritik ja, aber unter Berücksichtigung der musli­mischen Tradition“ verstanden werden? Hier muss man sich schon für eins von beiden entscheiden!

Sollte also die muslimische Tradition vom Corpus Coranicum wirklich mitberücksichtigt werden, so dürften für die Zukunft wohl kaum irgend­wel­che neuen kritischen und nachvollziehbaren Ergebnisse zu erwarten sein und das Projekt nur zur Untermauerung des bisher schon Angenommenen taugen: Dass die islamischen Gelehrten ja schon immer recht hatten.

 

    1. 3.3 Über die Unbefangenheit von wissenschaftlichen Einschätzungen

Ein weiterer Punkt, der bisher noch nicht explizit thematisiert worden ist, betrifft das oben angewandte Befragen von Experten zu der von Inârah an­gewandten Forschung. Selbstverständlich ist das Recht auf eine eigene Meinung allen im Fach Bewanderten zuzubilligen. Der Wert einer solchen Meinung hängt aber auch und vor allem davon ab, ob es bei den befragten Experten auch zu einem Interessenskonflikt kommen kann. Vor Gericht wer­den nicht umsonst Gutachten angefochten, bei deren Erstellung ein sol­cher vorlag. Das heißt zwar nicht automatisch, dass diese Gutachten falsch sein müssen, ihr Wert wird dadurch aber schon einigermaßen ein­geschränkt.

Die oben zu Inârah befragten Experten waren die Leiterin des Projektes „Corpus Coranicum“ und der Verfasser einer Koranübersetzung, die sich als neuer Standard versteht. Wenn die Theorien von Inârah jemals zur allgemein ak­zeptierten Communis Opinio werden sollten, dürfte dies wohl verheerende Aus­wirkungen auf die weitere Finanzierung des Projektes ha­ben und die Neuübersetzung, die alle Publikationen von Inârah-Mitgliedern ignoriert, würde dadurch bestimmt auch nicht an Ansehen gewinnen.

Wie aber müssten Experten beschaffen sein, bei denen solche Interes­sens­konflikte nicht bestehen? Die Kriterien – wie wir sehen werden kämen diese einer illusorischen Forderung gleich – könnte man folgendermaßen zusammenfassen:

– Keine ihrer eigenen Publikationen dürfte durch die Akzeptanz oder Ab­lehnung an Wert gewinnen oder verlieren.

– Die Gutachter sollten nicht am Anfang ihrer Karriere stehen, da diese (wie im Falle Lülings) durch eine Meinung sehr schnell zerstört werden kann, so dass „vorauseilender Gehorsam“ Chancen eröffnet.

– Sie sollten keine streng gläubige oder konvertierte Muslime sein, da dann die Akzeptanz der kritischer Theorien als Abfall vom Glauben angesehen werden könnte (siehe den Fall von Prof. Kalisch).

– Sie sollten nicht an Universitäten arbeiten, die entweder größere Geld­beträge aus islamischen Ländern bekommen7, oder die größere Koope­ra­tionen mit Universitäten in islamischen Ländern unter­hal­ten, die durch eine zu wohlwollende Begutachtung gefährdet werden könnten.

– Sie sollten ausschließen können, jemals Fördermittel für ein Projekt be­an­tragen zu müssen, das von Fachkollegen begutachtet werden muss: Durch eine positive Begutachtung von Inârah macht man sich Feinde.

– Sie sollten möglichst wenige muslimische Student(inn)en oder Kol­leg(in­n)en haben, die das Fach Orientalistik/ Islamkunde studieren, um eine wissenschaftliche Rechtfertigung für ihren Glauben zu erhalten (siehe die Kampagnen gegen Prof. Kalisch8).

– Sie sollten nicht nur Fachkenntnisse aus dem Bereich Islam, Arabisch und Koran besitzen, sondern auch aus angrenzenden Bereichen (z.B. christ­licher Orient, Iranistik, Numismatik etc.).

Wie zu Beginn angedeutet, sind dies Kriterien, die praktisch per defi­nitionem von keinem heutigen Orientalisten so verlangt werden können. Daher kann auch niemand auf der Erfüllung dieser Kriterien bestehen, bevor eine Meinung zu Inârah abgegeben wird. Allerdings sollte dann aber auch genau nach Belegen für diese Meinung nachgefragt werden und Pau­schal­urteile wie „völlig abwegig“, „vielfach widerlegt“ etc., sollten nicht mehr akzeptiert werden.

 

    1. 3.4 Die Pflicht zur Veröffentlichung von Ergebnissen

Zum letzten Punkt noch ein kurzes Zitat aus dem bereits mehrfach zitierten Artikel in der „Welt“ zum „Corpus Coranicum“:

„… die ersten Ergebnisse sollen Ende März vorliegen und dann so bald wie möglich im Internet veröffentlicht werden.“

Gemeint ist hier März 2010 – im August lagen immer noch keine Ergeb­nisse vor. Auf der Homepage des Projektes9 ist in dem Jahresbericht von 2008 die Publikation der ersten Ergebnisse sogar für das „Frühjahr 2009″ angekündigt worden. Auf der Homepage fehlte zum Zeitpunkt des Zugriffs sowohl der Jahresbericht 2009, als auch eine Erklärung, warum noch keines der nunmehr so oft angekündigten Ergebnisse vorliegt.

Vor allem sollte hier bedacht werden, dass gerade bei einem langfristig angelegten Projekt, wo die Verwendbarkeit der Resultate vor allem von der angewandten Methode abhängt, eine schnelle Veröffentlichung erster Er­geb­nisse unbedingt ratsam ist, um methodische Fehler schnell erkennen und beheben zu können.

    4. Angeblich ideologische Ziele und die Islamwissenschaften

Es wurde bereits erwähnt, dass bei der Debatte um die islamische Früh­geschichte und die Textgeschichte des Koran immer der latente Vorwurf einer ideologischen Zielsetzung im Raume steht. Schlimmer noch, es wer­den die, die sich historisch-kritisch mit der islamischen Frühgeschichte be­schäftigen, ebenso wie Kritiker von Aspekten der islamischen Kultur regel­mäßig in die politisch rechte Ecke gestellt. Ein schönes Beispiel dafür ist der folgende Text auf der Website des Deutschlandfunks10:

„Jenseits im Diesseits – 17.10.2007

Diskussion in der Akademie der Künste Berlin über den Streit um Moscheen und Kirchenfenster – Von Arno Orzessek

Es gibt in Deutschland einen Publizisten, der sich in der Lage sieht, der Christenheit und dem Islam den rechten Weg zu weisen – es ist Günter Wallraff, Markenzeichen: Gesinnungstätertum.

(…) Günter Wallraff riss auch in der Akademie das Kommando an sich, was umso leichter war, als der sonst eloquente Akademie-Prä­si­dent Klaus Staeck bei den religiösen Dingen erkennbar wackelte und – zumal mit Blick auf den Islam – oft nach der Rettungsleine des Grundsätzlichen greifen musste.

„Eine Religion, die nicht zulässt, dass man sie verlässt, ist für mich schon auch totalitär.“

Um den Gesamtzusammenhang des bisher erhobenen Vorwurfs des „Gesin­nungstätertums“ begreifen zu können, muss man einiges zur Person Wallraffs wissen. Als der sprichwörtliche Enthüllungjounalist – das von seinem Namen abgeleitete Verbum „walraffa11“ ist mittlerweile Teil des schwedischen Wortschatzes – hat er ab den 60er Jahren vor allem auf die Lage von Unterpriviligierten, die sich nicht wehren konnten, hingewiesen. Berühmt wurde er unter anderem durch sein Buch „Ganz unten“ (1983), wobei er sich bei den Recherchen als türkischer Gastarbeiter Ali Levent Sinirlioglu ausgab und auf die alltäglichen Ungerechtigkeiten hinwies, de­nen diese ausgesetzt waren. Das Buch wurde unter anderem auch ins Türkische übersetzt („En alttakiler“). Zu dieser Zeit galt er als Inbegriff des kämpferischen Linksintellektuellen. Jedoch unterschied er sich in dem einen wichtigen Punkt von vielen anderen aus dieser Kategorie, dass bei ihm der Traum von einer besseren, gerechteren Welt und der Kampf gegen die Unterdrückung keine Leerstellen (z.B. den Vietcong, die PLO, die PKK) hatte und er auch Ungerechtigkeiten öffentlich brandmarkte, die von anderen verschämt verschwiegen wurden.

So besuchte er israelische Kibbuzim, nachdem im ersten Golfkrieg Sad­dam Hussein mit dem Einsatz chemischer Waffen gedroht hatte und traf dabei unter anderem mit jüdischen Holocaust-Überlebenden zusammen. Auch seine Freund­schaft mit Salman Rushdie, den er nach der Todes-Fatwa einige Tage bei sich aufnahm, scheint ihm in Zeiten des Dialogs als Makel anzuhängen.

In der Diskussionssendung, die auf der Website des WDR beschrieben wird, ging es vordergründig um den Bau von Moscheen, dann aber auch um den Islam in Deutschland im Allgemeinen. Ein weiterer Teilnehmer der Diskussion war der immerwährende Promovend Michael Marx vom Corpus Coranicum:

„Marx arbeitet an Dokumentation und Kommentar des Koran-Tex­tes – was bisher verblüffenderweise nicht umfassend geschehen ist. Er hat Corpus Coranicum im Iran, in Syrien, Marokko und der Türkei in aller Ruhe vorstellen können – in Berlin aber wartete Günter Wallraff.

Marx: ‚Man sollte gleichzeitig sich auch irgendwie bewusst werden, dass die Beschäftigung mit diesen heiligen Texten, ob das christliche, jüdische oder islamische sind, …‘

Wallraff: ‚Es gibt keine heiligen Texte. Es gibt Texte, die in ihrer Zeit entstanden sind und die wir neu interpretieren müssen. Es gibt keine heiligen Texte.'“

Der Autor des Textes scheint Wallraff vor allem dieses Insistieren darauf vorzuwerfen, dass Texte nicht a priori als heilig betrachtet werden.

Aus wissenschaftlicher Sicht ist Wallraffs Einwurf völlig berechtigt. Bei der Analyse eines alten Textes darf ein Wissenschaftler nicht von der Grund­­annahme ausgehen, dass der Text heilig sei, sondern darf ihn nur als Text betrachten, der im historischen Kontext zu lesen und zu interpretieren ist. Möglicherweise würde sogar Michael Marx selbst dem im Prinzip zu­stimmen und meinte mit „diesen heiligen Texten“ eher „diese Texte, die von Gläubigen als heilig angesehen werden“.

Es fragt sich, ob der Einwurf Wallraffs wohl ebenso unangenehm em­pfun­den worden wäre, wenn er damit einen Theologen unterbrochen hätte, der von der „Heiligen Schrift“ gesprochen hätte.

Jedenfalls hat die mittlerweile auch immer mehr politisch geführte De­batte um den Islam in Deutschland den pikanten Beigeschmack, dass aus­gerechnet die, die sich ansonsten für mehr Gleichberechtigung für Frauen, für Homosexuellenrechte und gegen zuviel Macht in den Händen der Kirchen einsetzen, nun ausgerechnet für eine stärkere Etablierung gerade des orthodoxen Islam einsetzen. Dies hätte für die historisch-kritische Islam­forschung, wie sie von Inârah betrieben wird und die rein wissen­schaftliche Ziele verfolgt, eigentlich keine Konsequenzen, wenn diese Etab­lie­­rung des orthodoxen Islam nicht auch deutsche Universitäten – und damit die Freiheit der Forschung – betreffen würde. Vor allem aber über­rascht die Unterstützung des orthodoxen Islam durch Linksintellektuelle an­ge­sichts der eklatant schlechten Lage von Frauen in tradi­tio­nellen isla­mischen Ländern, und auch dadurch, dass Homosexualität in den meisten islamischen Staaten entweder mit Gefängnis, in sieben davon sogar mit dem Tode bestraft wird12.

 

    5. Brücken bauen zur Islamischen Welt –

    Wie Erfolg versprechend ist Anbiederung?

In allen Pressemitteilungen und Interviews, die von Lehrstuhlinhabern und Projektleitern im Fach Islamwissenschaften veröffentlicht werden, ist offen­sichtlich, wie peinlich darauf geachtet wird, niemandes religiöse Gefühle zu verletzen, niemandem zu nahe zu treten und trotzdem ein Minimum an wissenschaftlicher Integrität zu wahren.

Menschen in solchen Funktionen sind sicherlich nicht zu beneiden. Wie Erfolg versprechend ist aber eine solche Strategie, an deren Anfang vielleicht die (nie ausgesprochene) Hoffnung, wenn auch nicht das Ziel steht, man müs­se nur ganz vorsichtig einige ganz kleine Schritte in Richtung Ratio­nalität machen, und die islamische Orthodoxie würde schon irgendwann von selber weitergehen und der Vernunft und Menschlichkeit zum Siege verhelfen (Gleich­berech­tigung der Frau, Abschaffung der Körperstrafen, Religionsfreiheit ein­schließ­lich des Rechtes auf Austritt, sexuelle Selbst­bestimmung, laizistischer Staat).

Eine erste Antwort findet man schon bei den eben erwähnten Wissen­schaftlern selbst13:

„MS.de: Ist das auch die Reaktion von Gelehrten aus der islamischen Welt?

[M. Marx]: Das wissen wir bisher nur begrenzt. Wir haben es ein biss­chen getestet bei Vorträgen in islamischen Ländern wie der Türkei, Syrien, Iran und Marokko. Es gibt eine Menge Diskussionen, aber die Diskussion ist möglich und das ist ja ganz wichtig. Wir haben sehr viel Positives gehört, aber auch Kritik. Im Iran fand man beispielsweise die Dokumentation von Handschriften irgendwie unwichtig. Einige Leute dort fanden es befremdend und meinten, dass sei doch eigentlich etwas, was für die Muslime keine so große Rolle spiele.“ (Hervorhebung Verf.)

Also die eigentliche Arbeit des Projektes gerät mit einem Axiom in Konflikt – der primär mündlichen Überlieferung des Koran. An diesem Axiom führt wohl kaum ein Weg vorbei. Erwartet man hier allen Ernstes eine künftige Zusammenarbeit?

Aber auch renommierte und als besonders kritisch bekannte Presse­organe in Deutschland nehmen Rücksicht. So wurde ein bereits fertig ge­stellter Bericht zum damals gerade erschienenen Buch von Christoph Lu­xen­berg überraschend nicht gedruckt, dafür aber erschien eine Ausgabe (DER SPIEGEL 23/2001) mit einem den Propheten unklar darstellenden Gemälde auf dem Deckblatt und dem Titel: „Wer war Mohammed – Das Geheimnis des Islam“. In der Einleitung steht unter anderem Folgendes:

„Darf man Allah und seinen Propheten abbilden? Die Mehrheit der Muslime sagt Nein: Gott gar nicht, Mohammed nur ohne ausge­prägte Gesichtszüge. Der SPIEGEL nimmt Rücksicht auf diese religiö­sen Empfindungen, das Titel-Motiv, von einem unbekannten persi­schen Künstler im 16. Jahrhundert gemalt, zeigt den Gottgesandten bei seinem Ritt auf einem mythischen Pferd gen Himmel nur in Umrissen.“ (Hervorhebung Verf.)

Diese Rücksichtnahme ist wohl eher ungewöhnlich – Schiiten kennen dieses Verbot ja wie gesagt nicht und das Verbot der Darstellung des Propheten kann ja wohl nur für Muslime selbst, nicht aber für Außen­stehende gelten. Doch werden solche Freundlichkeiten denn auch in der islamischen Welt honoriert? Zunächst mag es so aussehen, hierfür soll ein Bericht von Stefan Wild über eine schon länger zurück liegende Reise die Indizien liefern14:

„So war es eine kleine Sensation, als den Bonner Orientalisten Stefan Wild, 70, eine Einladung nach Saudi-Arabien erreichte. Der Profes­sor für Semitische Philologie und Islamwissenschaft an der Uni­versität Bonn gilt als Koryphäe für die Geschichte der Offen­barung. In das streng abgeschottete „Herzland des Islam“ schaffte es Wild im vergangenen Jahr zum ersten Mal.

Als einzigen Nicht-Muslim und somit stillen Stargast der Fachtagung ‚Der edle Koran und die orientalistischen Studien‘ hatte das ‚König-Fahd-Zentrum für den Druck des edlen Koran‘ den Professor nach Medina gebeten, in die zweite heilige Stadt im Königreich. Nur weil der Tagungsort außerhalb des heiligen Bezirks rund um das Grab des Propheten Mohammed lag, der allein Muslimen vorbehalten ist, konn­te er überhaupt teilnehmen. (…) Auf dem Korankongress in Me­dina konnte der Islamwissenschaftler Wild immerhin ein wenig Misstrauen abbauen. Nach ‚ganzen Kaskaden von aggressiven Bei­trägen über die Orientalisten‘ durfte er ein Referat über die ‚Zusam­menarbeit von Muslimen und Nicht-Muslimen bei der Koran­forschung‘ halten. Die Religionsgelehrten übernahmen die Forde­rung wortwörtlich – als Punkt 29 in der Abschlusserklärung. Für den Bonner Professor ‚ein erstes Schrittchen – auf einem noch sehr weiten Weg‘.“

Ob nach „Kaskaden von aggressiven Beiträgen“ die Aufnahme eines Sätz­chens in eine Abschlusserklärung, die wohl kaum jemand liest, ein wirk­licher Erfolg ist, mag dahingestellt bleiben. Aufschlussreich ist aber die de­tailliertere Beschreibung des Ereignisses durch Stefan Wild15 selbst, die so interessant ist, dass sie hier mit nur wenigen Kürzungen zitiert wird:

„Ein erstes Gespräch mit etwa einem Dutzend Mitgliedern des wissen­schaftlichen Beirats des Zentrums verläuft in freundlicher Atmosphäre. Wir diskutieren, ob das Wort „Allah“ in einer deut­schen Koranübersetzung mit „Gott“ übersetzt werden oder ob das arabische Wort stehenbleiben solle. (…)

Als die Tagung beginnt, erwarte ich, mindestens einige „orientalis­tische“ Kollegen zu treffen. Zu meiner Enttäuschung bin ich der ein­zige nichtmuslimische Teilnehmer unter circa fünfzig Vortragen­den. Es sind alles Muslime, alles Männer; „gemischte“ öffentliche Sitzun­gen mit Männern und Frauen sind unmöglich. Zu den Gebets­zeiten wird die Tagung unterbrochen. „Orientalisten“ haben im Dis­kurs konservativer Gelehrter innerhalb und außerhalb Saudi-Ara­biens einen schlechten Namen, sie galten und gelten als dem Islam feind­lich gesinnt, waren Missionare oder Spione. Edward Saids These vom kolonialistischen Ursprung der Orientalistik in England und Frank­reich ist insoweit willkommen. Auf zwei Gebieten werden die Theo­rien von Orientalisten für besonders gefährlich gehalten: auf dem Gebiet der Biographie des Propheten Mohammed und auf dem der Entstehung des Korans.

In vielen Vorträgen wird dementsprechend eine Art Schwarzbuch der Orientalistik aufgemacht. Eine anläßlich der Tagung erscheinen­de Sonderzeitschrift hat als eine Schlagzeile: ‚Der Haß auf die Siege der Muslime und auf die Verbreitung des Islams in der Welt stehen hinter den Zweifel säenden Angriffen der Orientalisten.‘ Gelegent­lich ist die Rede davon, daß es auch einige ‚redliche‘ oder ‚objekti­ve‘ Orientalisten gebe. Manche Teilnehmer bemühen sich, im Vor­spann zu ihren Ausführungen dem deutschen Teilnehmer diesen Bonus zu geben – das ist aber mehr ein Akt privater Freundlichkeit gegenüber dem auch sonst mit größter Höflichkeit behandelten deutschen Gast.

Methodisch ist das Haupthindernis, daß für die muslimischen Teilnehmer der Glaube an den unmittelbar göttlichen Ursprung des Korans verbietet, nach ‚Quellen‘ des Korans oder nach einer histori­schen Entwicklung des Textes zu suchen. Eine Formulierung wie ‚Der Koran beansprucht, das Wort Gottes zu sein‘ wird bereits als feindselig und ‚unwissenschaftlich‘ wahrgenommen. Ein Profes­sor aus dem marokkanischen Fes kritisiert, die Orientalisten sprä­chen vom Koran und nicht, wie die Muslime, vom ‚edlen Koran‘; sie erforschten ehrfurchtslos den Koran wie ein beliebiges Kleidungs­stück und nicht als das vom Himmel herabgesandte Buch Gottes.

Die meisten Teilnehmer sind Araber, viele von ihnen jüngere, noch weniger bekannte Kollegen. Weithin bekannte Persönlichkeiten wie Muhammad Mustafa al-Azami, Professor an der König-Saud-Uni­ver­sität in Riad und Träger des König-Faisal-Preises, sind nicht er­schienen. In seinem 2003 erschienenen Buch ‚The History of the Qur’anic Text‘ hatte er über ‚alle nichtmuslimischen Forscher‘ ge­schrieben: ‚Wenn sie nicht darauf aus wären, Muhammads Unehr­lich­keit oder die Unechtheit des Korans zu beweisen, was würde sie hin­­­dern, sich zum Islam zu bekehren?‘ Das hätte das Motto des Treffens sein können.“ (Hervorhebung Verf.)

An der Stelle sollte erwähnt werden, dass dieser Ausspruch von Muhammad Mustafa al-Azami dem Text von Stefan Wild als eine Art Leitspruch vorangestellt ist. Man mag sich nun fragen, ob denn wenigstens die wenigen „Dissidenten“ innerhalb des Islam zu einer solchen Konferenz eingeladen wurden. Hierzu schreibt Wild16 (Hervorhebungen Verf.):

„Über Mohammed Arkoun, einen Islamwissenschaftler algerischer Abkunft an der Sorbonne, wird ein höchst kritischer Vortrag gehal­ten, aber niemandem war eingefallen, ihn einzuladen.

Nasr Hamid Abu Zaids Studie zur textlinguistischen Lesung des Ko­ran, die ihm den Vorwurf der Ketzerei eintrug, ist zwar in saudischen Buchhandlungen zu finden – eine Einladung nach Saudi-Arabien wäre nicht vorstellbar.

Damit ist eine weitere Konstante dieses Treffens gegeben: Neben der Selbstvergewisserung dienen die Vorträge dem Ziel, muslimische Ab­weich­ler von der hochkonservativen saudischen Linie auszu­gren­zen, sie werden als „verwestlicht“ bezeichnet und in Wahrheit für viel gefährlicher gehalten als immer wieder kritisierte und ‚wider­legte‘ Autoren wie Theodor Nöldeke (gestorben 1930) oder Ignaz Goldziher (gestorben 1921).“

Als weiteres Kuriosum erwähnt Stefan Wild Lehrstühle der „Orientalistik“ – wohl nicht der Orientalistik in dem Sinne der Wissenschaft vom Orient, sondern der Wissenschaft über das, was im Westen als Orientalistik betrieben wird:

„Wie ernst trotz allem die Studien von Nichtmuslimen zu islami­schen Themen genommen werden, zeigt die Tatsache, daß es in­zwischen an manchen saudischen Universitäten Lehrstühle zum Stu­dium der ‚Orientalistik‘ gibt; es ist sogar geplant, eine ganze Fakultät zu diesem Zweck einzurichten. An der Tiba-Universität in Medina kann man seit 1984 in der soziologischen Abteilung im Fach ‚Wis­sen­schaft von der Orientalistik‘ den Magistergrad und den Doktor­grad erwerben.“

Wie sehen aber die Zukunftsaussichten dieser Strategie aus. Auch hier lassen wir Stefan Wild zu Wort kommen:

„In den ‚Empfehlungen‘, die am letzten Tag verabschiedet werden, versteckt sich ein kurzer Satz, der trotz der Gesamtausrichtung des Symposions die Zusammenarbeit von muslimischen mit nicht­musli­mi­schen Wissenschaftlern begrüßt. Ich nehme die Gelegenheit wahr, einem der Verantwortlichen vorzuschlagen, bei einer künfti­gen Ver­an­staltung dieser Art in größerer Anzahl nichtmusli­mische Teil­nehmer einzuladen, (…) Mein Gesprächspartner hält das nicht für unmöglich und vertröstet mich auf ein nächstes Mal. Als ich frage, ob denn auch Islamwissenschaftlerinnen dazu eingeladen werden könn­ten, lächelt er und sagte diplomatisch: ‚Vielleicht beim über­nächsten Mal.'“

 

    6. Deutsche Orientalisten über Inârah

    und was davon im Orient ankommt

Ein weiterer Punkt, der einer Betrachtung wert ist, betrifft die Frage, ob und gegebenenfalls wie deutsche Pressemeldungen in der islamischen Welt auf­ge­nommen werden. Eine Un­ter­suchung darüber würde sicherlich Stoff für eine größere Arbeit bieten, daher sollen hier nur einige kleine Beispiele exem­plarisch behandelt werden.

Dabei muss zunächst einmal klargestellt werden, dass es die „islamische Welt“ ja auch im Westen gibt, z.B. in Form von Websites und Zeitungen. Da­zu betrachten wir folgenden Ausschnitt17 aus einem Interview, das einer Nachrichtenagentur gegeben wurde und auf der islamischen Website ohne Quellenangabe zu lesen ist:

„Die Islamwissenschaftlerin Angelika Neuwirth nennt Zweifel an der Historizität Mohammeds Provokation. Von Klaus Nelißen

Neuwirth: (…) Wir sind keine Theologen und haben weder eine theo­logische noch eine aufklärerische Absicht in unserer Projekt­arbeit.

KNA: Die Debatte um den wissenschaftlichen Ansatz des Münste­ra­ner Islamwissenschaftlers Muhammad Kalisch bringt dieses Thema nun aber verstärkt auf die Tagesordnung.

Neuwirth: Bedauerlicherweise hat Herr Kalisch seine persönlichen Zwei­fel an der Historizität Mohammeds öffentlich gemacht. Solche Zwei­fel hätten sich durch gründliche Lektüre zur Forschungslage leicht zerstreuen lassen. Zu dieser Lektüre wäre Herr Kalisch wie jeder Lehrstuhlinhaber, gleichgültig in welchem Fach er tätig ist, sich und seinen Fachkollegen gegenüber verpflichtet gewesen, um seine eigene Sicht auf die Auseinandersetzung mit der bisherigen For­schung gründen zu können. Seine Veröffentlichung der Zweifel ohne differenzierte Begründung und ohne eine überzeugende Gegen­hypothese kann nur als Provokation verstanden werden.“

Mit anderen Worten: Prof. Kalisch hätte Frau Neuwirth mit seinem Zweifel nur anzu­ru­fen brauchen, und sie hätte seine Bildungslücken mit bibliogra­phi­schen An­gaben zu Büchern füllen können, die diese Zweifel sofort zerstreut hätten.

Ein erster Teil der von ihr verlangten differenzierten Begründung von Herrn Kalisch ist im letzten Sammelband von Inarah, „Vom Koran zum Islam“ im letzten Jahr erschienen, wurde aber von der Fachwelt bisher nicht beachtet.

Worum es hier aber eigentlich geht, ist die Rezeption dieses Interviews in der türkischen Presse bzw. auf Websites in der Türkei. So finden wir hier bei Eingabe der wichtigsten Schlüsselwörter auf türkisch eine Website mit folgendem Text18:

„Die Geduld deutscher Orientalisten ist am Ende

– Der als Professor für Islamwissenschaftler an der Universität Münster tätige Marco Schöller stellte ausdrücklich klar, dass er sich sei­nem Kollegen nicht anschließt. (…) Der Professor für Islamwissen­schaften an der Göttinger Universität, Prof. Dr. Tilman Nagel, kritisiert die Behauptungen Prof. Kalischs. ‚Genauso könnten Sie auch behaupten, Platon habe nicht gelebt, weil Sie aus seinen Leb­zeiten keine Aufzeichnungen von ihm haben‘, verglich er. Mit einer ironischen Bemerkung bringt Prof. Nagel seine Bedenken gegen Kalisch zum Ausdruck: ‚Um so einen Betrug zu inszenieren wäre schon ein Superhirn nötig gewesen‘, sagte er. ‚Wenn Sie auf so einer Behauptung bestehen, müssen Sie ihre Behauptung auch bele­gen‘, fährt Prof. Tilman Nagel zu Kalisch fort und stellt die Frage: ‚Wann, wie und wozu ist der (ehrenwerte19) Muhammad erfunden worden?‘20

Die Zitate gehen wahrscheinlich auf die Website des WDR21 zurück, wo es heißt:

„Nagel gibt zu bedenken, dass nur ein ‚Superhirn‘ zu einer solchen Inszenierung in der Lage gewesen wäre: ‚Wenn man das verficht, muss man auch belegen, wann wie und warum das erfunden worden ist.'“

Auch Tilman Nagel hat zu dem geforderten und mittlerweile veröffent­lich­ten Beitrag Sven Kalischs bisher keine Stellung genommen. Allerdings muss erwähnt werden, dass die beiden gerade erwähnten Wissenschaftler Kalischs Recht auf die Freiheit der Wissenschaft auf der Website des WDR ver­teidigen:

„Trotz aller Differenzen können sich die Islamwissenschaftler im­mer­hin auf einen gemeinsamen Nenner einigen: die Freiheit der Wis­sen­schaft. ‚Ich bin mit Kalisch auf der wissenschaftlichen Ebene nicht d’accord, aber ich fordere selbstverständlich, dass er die Frei­heit haben muss, diese Dinge zu lehren und wissenschaftlich zu be­gründen‘, sagt Nagel, der eine Solidaritätserklärung für Kalisch unterschrieben hat.“

Diese menschlich respektable Geste von Tilman Nagel wird allerdings im türkischen Text nicht erwähnt. Dort geht es kurz darauf folgendermaßen weiter:

„Angelika Neuwirth: Kalisch ist ein Provokateur

Die schwerwiegendste Kritik an Prof. Kalisch kommt von den Ber­liner Orientalisten. Von dem Islamforscher Michael Marx, einem der Leiter des Projektes „Corpus Coranicum“, das an der Berlin-Bran­den­burgischen Akademie [der Wissenschaften] den Ablauf der Offen­barung des Koran aus etymologischer Perspektive unter­suchen soll, wurde in einem in der Zeitschrift „der Spiegel“ ver­öffent­lichten Ge­spräch gesagt, dass Prof. Kalisch sich Forschern angeschlossen hat, die im Koran eine heruntergekommene Version des Evange­liums sieht und auf den Spuren Ohligs wandelt.“22

Das angebliche Zitat von Frau Neuwirth ist eine verschärfte Version des Originals, das zu Beginn des Kapitels gegeben wurde. Die obige Äußerung von Michael Marx gibt es nicht in dem Spiegel­inter­view23 vom 17.9.2008. Dort ist es hingegen der Vertreter des Spiegel, der die Frage nach einer Beziehung von Prof. Kalisch zu den Thesen von Inârah stellt:

„SPIEGEL ONLINE: Es gibt eine Gruppe nicht unprominenter deutscher Islamwissenschaftler, die immer offensiver die Frage stel­len, ob die Existenz des Propheten überhaupt historisch verbürgt ist. Zu­letzt hat sich dem der Münsteraner Professor Muhammad Sven Ka­lisch angeschlossen, der künftige islamische Religionslehrer ausbilden soll.“ (Hervorhebung Verf.)

Der Text auf der türkischen Homepage geht weiter:

„Die Leiterin des Projektes ‚Corpus Coranicum‘, die Professorin für Islamwissenschaften Angelika Neuwirth, bezichtigte Prof. Kalisch in einem Interview, das sie der katholischen Nachrichtenagentur KNA gegeben hat mit scharfen Worten (wörtl.: mit schwerer Sprache) der Provokation. Prof. Neuwirth stellte klar, dass die als ‚Saarbrücker Gruppe‘ bekannte Ohlig-Luxenberg-Truppe die Möglichkeiten eines Dialoges mit der Welt der Islamkunde sabotiere, und dass einige der Mitglieder der Gruppe noch nicht einmal das Arabische beherr­schten.24

Einige Abschnitte weiter dann der Satz:

„Wie Prof. Angela (sic) Neuwirth in einer Reportage zur Sprache brach­­te, fahre die sich in Europa – bekanntermaßen – anti-islamisch ge­bende Kultur (sic!), die den Islam und die Muslime bedrohe und in allen Bereichen in Aktion trete, fort, das Bild zu verbreiten, dass ‚Mus­lime ein in der Steinzeit lebendes Pack sei, das gewaltsam ver­suche, sich von wissen­schaftlichen Forschungen abzu­schneiden.'“25

Es muss betont werden, dass Frau Neuwirth dies nicht so gesagt hat. Der Text ist möglicherweise die verfälschte Wiedergabe des einige Tage vor dem ersten Erscheinen des türkischen Artikels auf der Website von Milli Görü?26 zu lesenden und aus anderen Websites zusammengestellten Textes:

„Islamwissenschaftlerin Neuwirth: ‚Muslime sind nicht wissen­schafts­­feindlich – (…) Ein ‚Kultur-Antiislamismus‘, der meine, „Mus­lime lebten noch in der Steinzeit und schotteten sich gegen alles, was nach Fortschritt aussieht, rigoros ab“, lehne sie nachdrücklich ab.'“

Eine ursprünglichere Version findet sich auf der Website der „Islamischen Zeitung“27, die ihrerseits ein fremdes Interview wiedergibt:

„Neuwirth: Das ist längst nicht so explosiv, sondern in erster Linie staubtrockene Textforschung. (…) Diejenigen, die dahinter gleich einen Affront für die islamische Welt vermuten, unterschätzen den Islam. Sie meinen, Muslime lebten noch in der Steinzeit und schot­teten sich gegen alles, was nach Fortschritt aussieht, rigoros ab. Es ist betrüblich, dass sich ein gewisser Kultur-Antiislamismus bei uns immer mehr breit macht.“

Man kann also festhalten:

Die Aussagen deutscher Islamwissenschaftler werden sehr wohl von isla­mischer Seite rezipiert. Während dies in deutscher Sprache meist – aber nicht immer – noch in einer Ursprungsversion geschieht, besteht bei der Übersetzung ins Türkische die Gefahr, dass Schlagwörter überbetont und differenziertere Teile weggelassen werden, so dass im Endeffekt ein schiefes Bild entsteht. Auf anderen türkischen Websites28 folgte übrigens nach dem bereits erwähnten plakativ verschärften Zitat („Prof. Neuwirth: Prof. Kalisch ist ein Provokateur“) eine genaue Beschreibung der Lage des Instituts von Herrn Kalisch mit vielen Fotos zur besseren Lokalisierung.

Die meisten Autoren dieser Texte mag es freuen, dass Sven Kalisch mittler­weile nicht mehr Professor am „Centrum für religiöse Studien“ der Universität Münster ist. Seine Professur wurde umbenannt in „Geistes­geschichte im Vorderen Orient in nachantiker Zeit“. Das „Centrum für religiöse Studien“ ist also somit in Zukunft von allen Thesen geschützt, die sich mit der islamischen Orthodoxie nicht decken und kann den inter­religiösen Dialog ohne störende Zwischentöne befruchten.

Sven Kalisch wäre aber zu wünschen, dass die mehrfach angeforderte Begründung seiner Zweifel auch endlich einmal von der Fachwelt gelesen wird.

 

    7. Fazit

Die bereits oben erwähnte Taktik des Totschweigens und des die Satis­faktions­fähigkeit Absprechens hatte bisher offensichtlich einen wenigstens zeit­weiligen Erfolg: In keinem der er­wähn­ten Interviews mit Inârah-Geg­nern wurden diesen von Journalisten wirklich unbequeme Fragen gestellt, wie die etwa, wann denn endlich die eigenen Ergebnisse konkret veröffent­licht werden oder welche wirklich bahnbrechenden und das bisherige Bild verändernden Erkenntnisse zu erwarten seien – schließlich werden ja in Zeiten immer knapper werdender Kassen nicht unerhebliche Steuermittel für die in den besagten Projekten vorangetriebenen Forschungen eingesetzt.

Auch wurde noch keiner der Kritiker gezwungen, auf konkrete Punk­te aus den Argumentationen kritischer Beiträge im Detail einzugehen.

So können wir nur hoffen, dass vielleicht irgendwann doch noch in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit ein Wandel eintritt und das Vermeiden der wissenschaftlichen Debatte als das gesehen wird, was es ist: Das feige Weglaufen vor dem Ringen um die Wahrheit.

Immerhin ist erfreulich, dass sich im Gefolge der kritischen Publika­tionen, die Inârah herausgegeben hat, weltweit immer mehr Forscher unse­ren Thesen und Methoden anschließen, sie durch eigene Beiträge erweitern, vertiefen, gelegentlich auch korrigieren. Langfristig scheinen die Mär­chen­erzählungen der traditionellen Islamwissenschaft nicht mehr zu inte­res­sie­ren, sondern vielmehr Arbeiten, die historisch-kritisch und philo­lo­gisch exakt vorgehen und somit in ihrer Argumentation nachprüfbar sind. Wenn man so will, könnte man Inârah als das zur Zeit größte internationale und interdisziplinäre islamwissenschaftliche Institut ansehen – wenn auch ohne Hilfskräfte, Sekretärinnen und Etat. Es scheint so, als ließe sich quel­len­bezogenes Wissen auf Dauer nicht durch Mythen, die ihre Zeit hinter sich haben, verdrängen.

1 Auch die Veröffentlichung der „Syro-aramäischen Lesung des Koran“ von Christoph Luxenberg wäre um ein Haar an einer solchen Begutachtung geschei­tert. Das Buch war, bevor es vom Schiler-Verlag veröffentlicht wurde, einem namhaften anderen Verlag angeboten worden, der es ohne Absprache einem „Fachkollegen“ vorlegte, dieser lehnte es in ausgesucht beleidigender Weise, unter anderem mit der Begründung, er habe bei der Lektüre nicht gewusst, ob er lachen oder weinen solle, der Autor habe noch nicht einmal Grundkenntnisse des Arabischen. Aus dem weiteren Begutachtungsschreiben, das Christoph Luxen­berg seinerzeit übermittelt wurde, ging dann hervor, dass die einzige Qualifikation des „Fachkollegen“ anscheinend darin bestand, dass er arabischer Muttersprachler war. Anscheinend wusste er noch nicht einmal, dass in den ältesten Koranmanuskripten keine diakritischen Punkte gesetzt wurden und hielt den Kairiner Koran für das Original.

2 Vgl. z.B. Suliman Bashear, Muqaddima fi l-t?r?? al-??ir: na?wa qir??a ?ad?da li-l-riw?ya al-isl?m?ya (An Introduction to the other history: Towards a new reading of Islamic tradition]. Jerusalem, 1984; ders., Studies in Early Islamic Tradition, Jerusalem 2004; ders., Arabs and Others in Early Islam, Princeton, New Jersey 1997; ders., Abra­ham’s Sacrifice of his son and related issues, in: Colin Turner (ed.), The Koran. Critical Conceps in Islamic Studies, London, New York 2004, 219-248.

3 Alessandro Bausani, Due citatione del Corano nel Denkart, in: RSO (revista degli studi orientali) 32, 1957, 455-462.

4 Peter Bruns, Der Islam – eine (juden-)christliche Sekte? Eine kurze dogmen­geschichtliche Betrachtung, in: Forum Katholische Theologie 26, 2010 (Heft 1), 1-23.

5 Vgl. hierzu vom Verf., Hinweise auf eine neue Religion in der christlichen Lite­ratur „unter islamischer Herrschaft“?, in: K.-H. Ohlig (Hrg.), Der frühe Islam …, Berlin, erste Aufl. 2007, zweite Aufl. 2010, 223-325.

6 http://www.welt.de/kultur/article6719414/Wie-viel-Wahrheit-steckt-im-geheimnisvollen-Koran.html; Bericht vom 10.3.2010; Zugriff Ende August 2010.

7 Siehe dazu den Beitrag von Ibn Warraq im vorliegenden Sammelband.

8 Siehe dazu beispielsweise: http://www.islamische-zeitung.de/?id=10898: „20.10.2008 Fall Kalisch: Studierende melden sich zu Wort – Schutz vor ‚Druck und Bevormundung‘ gefordert“.

bzw.: Die Homepage des Rates Muslimischer Studierender und Akademiker: http://www.ramsa-deutschland.org/presse/pressemitteilungen/positionspapier-%E2%80%93-professur-kalisch; dort heißt es unter anderem: „Des Weiteren verweist Herr Kalisch zum Beleg seiner Thesen auf Forscher wie Luxenberg und Ohlig. Deren Thesen sind allerdings vielfach widerlegt und zum Teil wissenschaftlich unseriös.“ – Der „Beleg“ für die Richtigkeit dieses Satzes findet sich in der dazugehörigen Fußnote: „Vgl. ein Interview mit dem Leiter des Projektes Corpus Coranicum (hierbei handelt es sich um ein auf 20 Jahre angelegtes Forschungsprojekt, dessen historisch-kritischer Ansatz schon allein deshalb Seriösität für sich in Anspruch nehmen kann, weil es einen langen Zeitraum in Anspruch nimmt) Michael Marx im Spiegel.“

9 Zugriff auf der Homepage am 25. August 2010:

http://www.bbaw.de/bbaw/Forschung/Forschungsprojekte/Coran/de/ Publikationen

10 http://www.dradio.de/dlf/sendungen/kulturheute/682245/; 17.10.2007; Zugriff 25. August 2010.

11 Siehe in der schwedischen Ausgabe von Wikipedia:

sv.wikipedia.org/wiki/Wallraffa

12 Die Feindseligkeit der Linken gegen prominente Islamkritiker ist schon sprichwörtlich; siehe dazu beispielsweise: „The Left’s Strange Hostility To Hirsi Ali“: http://www.bookerrising.net/2010/06/610-news-ayaan-hirsi-ali-left.html

13 Das Corpus Coranicum Projekt – Interview mit dem Leiter Michael Marx 14.05.08: http://www.muslimische-stimmen.de/index.php?id=20&no_cache= 1&tx_ttnews[tt_news]=182&tx_ttnews[backPid]=6

14 „Jungfrauen oder Weintrauben“; Von Bednarz, Dieter und Steinvorth, Daniel: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-55034212.html; Zugriff 22.12.2007.

15 „Drei Tage in Medina“, 30. November 2006, ursprünglich in Text: F.A.Z., 30.11.2006

http://www.faz.net/s/Rub117C535CDF414415BB243B181B8B60AE/Doc~EC8CB571CBD4B41668F5DBD36B486BD37~ATpl~Ecommon~Scontent.html

16 Dieses und die folgenden Zitate in diesem Abschnitt sind dem erwähnten Bericht von Stefan Wild entnommen.

17 http://www.islamische-zeitung.de/?id=10897; 20.10.2008; Zugriff 25.8.2010

18 http://www.eminearslaner.com/?p=90; der Text stammt nach den Angaben der Website vom 25. Oktober 2008 von www.timeturk.com; dort ist der Text allerdings nicht mehr zu finden; der jeweilige türkische Originalwortlaut folgt ab hier jeweils in den Fußnoten.

19 Im Türkischen steht die Abkürzung Hz. (= hazret), die einem Ehrentitel (Exzellenz) gleich kommt und entspricht bei Nennung des Propheten der im Arabischen nachgestellten obligatorischen Formel „?all? A???hu ?alayhi wa sallama – Gott segne ihn und schenke ihm Heil“.

20 Im türkischen Original: „Alman ?arkiyatç?lar?n da sabr? ta?t? – Münster Üniversitesinde ?slami ?limler Profesörü olarak görev yapan Marco Schöller meslekda??na kat?lmad???n? belirterek, (…). Göttingen Üniversitesi ?slami ?limler Profesörü Timan Nagel’de Prof. Kalisch’in iddialar?n? tenkid ederek; „Ya?ad???na dair bir i?aret bulunmad??? için Eflatun’unun da ya?amad???n? öne sürebilirsiniz“ benzetmesinde bulundu. ?ronik bir ifadeyle Kalisch’i yeren Prof. Nagel; „ böyle bir oyunu sahneye koyabilmek için süper bir beyine sahip olmak laz?m“ dedi. „Bir iddiada bulunuyorsan?z, bu iddian?z? belgelemeniz gerekir“ diye sözlerini sürdüren Prof. Tilman Nagel Prof. Kalisch’e; „Ne zaman, nas?l ve niçin Hz. Muhammed icad edilmi??“ sorusunu yöneltti.“

21 http://www.wdr.de/themen/kultur/religion/islam/konflikte/kalisch/081008.html

22 „Angelika Neuwirth: Kalisch bir provakatördür – Prof. Kalisch’e en a??r ele?­tiriler de Berlin’li ?arkiyatç?lardan geldi. Berlin Brandenburg Akademisi bünye­sin­de sürdürülen ve Kur-an‘?n nuzul sürecinin etimolojik aç?dan incelenece?i „Corpus Coranicum“ projesinin yöneticilerinden, ?slam ara?t?rmac?s? Michael Marx „der Spiegel“ dergisinde yay?mlanan bir söyle?ide Prof. Kalisch’in, Kur-an‘?n ?ncil’in bozulmu? bir versiyonu oldu?unu dü?ünen ve Karl-Heinz Ohlig’in izinden giden ara?t?rmac?lar?n aras?na dahil oldu?unu söyledi.“

23 http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,578513,00.html

24 „Corpus Coranicum“ Projesinin yöneticisi ?slami ?limler Profesörü Angelika Neuwirth’de Katolik haber ajans? KNA’ya verdi?i bir mülakatta Prof. Kalisch’i a??r bir dille tenkid ederek provakasyon yapmakla suçlad?. „Saarbrücken grubu“ olarak bilinen Ohlig, Luxenberg tak?m?n?n ?slam bilim dünyas?yla diyalog im­kanlar?n? baltalad?klar?n? belirten Prof. Neuwirth, bu gruptan baz?lar?n?n arapçaya dahi vak?f olmad?klar?n? söyledi.“

25 „Prof. Angela Neuwirth’in de röportaj?nda dile getirdi?i gibi, Avrupa’daki -malum- Anti ?slamc? Kültür, ?slam‘? veya Müslümanlar? tehdid eden her vak?ada harekete geçerek, „Müslümanlar? ta? devrinde ya?ayan ve bilimsel ara?t?rmalar?n önünü ?iddet kullanarak kesmeye çal??an bir guruh [sic! gemeint wohl: güruh]“ olarak lanse etmeye devam ediyor.“

26 http://www.igmg.de/nachrichten/artikel/2010/02/03/islamwissenschaftlerin-neuwirth-muslime-sind-nicht-wissenschaftsfeindlich.html; „Das islamische Portal – Islamische Gemeinschaft Milli Görü? – Freitag, 17. Oktober 2008; Zugriff 25. August 2010.

27 http://www.islamische-zeitung.de/?id=10897

28 Um den nicht ungefährlichen Inhalt nicht noch unnötig weiterzuverbreiten, wird hier auf eine Nennung verzichtet.